Die Situation des algerisch-französischen Schriftstellers Boualem Sansal bleibt angespannt und besorgniserregend. Seit dem 16. November 2024 ist er am Flughafen Algier festgenommen und wird aufgrund angeblicher abfälliger Äußerungen zur Souveränität Algeriens inhaftiert. Derzeit befindet sich Sansal seit 111 Tagen in Haft, und die Besorgnis um seinen Gesundheitszustand wächst, da er krebskrank ist und zeitweilig einen Hungerstreik eingelegt hat. Seinen französischen Anwalt hat man zudem kein Visum erteilt, was die Unterstützung für Sansal zusätzlich erschwert. Daniel Kehlmann und andere haben kürzlich eine Protestnote am Algerienstand der Internationalen Tourismus Börse (ITB) durchgeführt, um auf die missliche Lage des Autors aufmerksam zu machen. Diese vernachlässigte Hintergrunderzählung wird seit der zunehmenden Kontrolle kultureller Ausdrucksformen durch islamistische Gruppen in Algerien verstärkt wahrgenommen.
Am 7. März 2025 fand eine Solidaritätsveranstaltung im Deutschen Theater Berlin statt, an der prominente Persönlichkeiten wie Liao Yiwu, Herta Müller, Irina Scherbakowa und Kamel Daoud teilnahmen, um ihren Rückhalt für Sansal zu zeigen. Die Veranstaltung war vollständig ausgebucht und wurde live auf Radio3 vom rbb übertragen. Sie umfasste Lesungen aus Sansals Werk, darunter sein dystopischer Roman „2084“, sowie Gespräche zur politischen Situation in Algerien. Kamel Daoud betonte die Dringlichkeit, Sansals Verhaftung international bekannt zu machen, während die Verlegerin von Sansal besorgt äußerte, ob er lebend zurückkehren wird. Die Veranstaltung unterstrich auch, dass kein Schriftsteller wegen seiner Meinung eingesperrt werden darf, und eröffnete eine Spendenaktion zur Unterstützung von Sansals juristischem Beistand. Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, der Merlin Verlag sowie das Kulturmagazin Perlentaucher organisierten diese wichtige Veranstaltung gemeinsam.
Internationale Reaktionen und Medienfreiheit
Die Lage der Meinungsfreiheit in Algerien ist alarmierend. Ähnlich wie im Fall von Sansal zeigen die Entwicklungen rund um den algerischen Journalisten Ihsane El Kadi, der ohne Haftbefehl festgenommen wurde, das Ausmaß der repressiven Maßnahmen gegen kritische Stimmen. El Kadi, Direktor von Interface Médias, wurde am 2. April 2023 von einem Gericht zu fünf Jahren Haft verurteilt, wobei zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt wurden. Diese Maßnahmen zeigen einen klaren Trend, der seit den Hirak-Protesten 2019 beobachtet wird, als die Staatssicherheit eine rigorose Kontrolle über die Medienlandschaft ausübte. So belegte Algerien 2023 den 136. Platz von 180 in der Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen, ein signifikanter Rückgang im Vergleich zu 2020.
Das Europäische Parlament hat in einer Entschließung die sofortige Freilassung von El Kadi sowie anderer willkürlich festgenommener Personen gefordert. Es wird gefordert, die Grundfreiheiten, insbesondere die Medienfreiheit, zu beachten und die inhaftierten Journalisten gezielt zu unterstützen. Die Reaktion internationaler Organisationen und der Zivilgesellschaft auf die Unterdrückung der Meinungsfreiheit in Algerien erlangt zunehmend Bedeutung, und es bleibt zu hoffen, dass durch stetige Aufmerksamkeit und Druck auf die algerischen Behörden eine positive Wende im Fall von Boualem Sansal und den vielen anderen misshandelten Stimmen erreicht werden kann.
Die kommenden Wochen und Monate werden entscheidend sein, um internationale Solidarität zu zeigen und für die Rechte derjenigen zu kämpfen, deren Stimmen verstummt werden. Die gemeinsame Anstrengung zur Förderung der individuellen Freiheit und zur Aufklärung über die repressiven Maßnahmen wird in der modernen Welt immer wichtiger.