Russland hat seine finanziellen Anreize für Soldaten deutlich erhöht, um die Nachschubproblematik im Ukraine-Krieg angesichts hoher Verluste zu entschärfen. Diese Maßnahmen umfassen sowohl steigende Gehaltszahlungen als auch neue Rekrutierungsmöglichkeiten. So erhalten Soldaten aus Samara beispielsweise bis zu vier Millionen Rubel (circa 37.882 Euro) als Einmalzahlung und monatlich mindestens 210.000 Rubel (etwa 1.988 Euro). Familien von gefallenen Soldaten können sogar bis zu fünf Millionen Rubel (rund 47.352 Euro) erhalten.
Ebenso berichtet Merkur, dass eine neue Generation russischer Influencerinnen entstanden ist. Diese Frauen präsentieren auf sozialen Medien ein Leben in Luxus, während ihre Partner an der Front kämpfen. Jekaterina aus Chanty-Mansijsk, die sich als „echte Katjuscha“ bezeichnet, zeigt zusammen mit ihrer Tochter das tägliche Leben, während Vika, 22 Jahre alt, ein Unboxing-Video eines iPhone 16 teilt, das ihr Ehemann ihr geschenkt hat. Solche Darstellungen reflektieren den Versuch, trotz des Verbots von TikTok und Instagram eine positive Imagepflege zu betreiben.
Neue Anreize zur Rekrutierung
Der russische Präsident Wladimir Putin hat zudem ein neues Gesetz unterzeichnet, das neuen Soldaten, die ein Jahr im Ukraine-Krieg dienen, einen Schuldenerlass von über 85.000 Franken (zehn Millionen Rubel) verspricht. Diese Maßnahme gilt für Personen, denen vor dem 1. Dezember 2024 ein Einziehungsbeschluss erteilt wurde. Experten sehen diesen Schuldenerlass als bedeutenden Anreiz, besonders angesichts der hohen Schuldenlast vieler Russen. Daraus resultiert, dass über 13 Millionen Menschen in Russland aktuell drei oder mehr Kredite aufgenommen haben. Der durchschnittliche Monatslohn liegt bei etwa 830 Franken, was die finanziellen Schwierigkeiten noch verstärkt, wie nau.ch berichtet.
Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf die russische Bevölkerung sind enorm. Laut SWP Berlin hat Russland seit der Vollinvasion hohe Personalkosten erlitten. Schätzungen deuteten darauf hin, dass die Gesamtverluste, einschließlich verletzter und gefallener Soldaten, bei etwa 500.000 liegen. Diese Zahl übersteigt die ursprüngliche Truppenstärke, die bei der Invasion etwa 190.000 betrug. Diese Verluste führen zu einem erhöhten Personalbedarf und einer Militarisierung der Außenpolitik Russlands.
Soziale Dynamiken im Krieg
Während sich einige Familen durch diese neuen Anreize finanziell bereichert fühlen, gibt es auch enttäuschte Stimmen. Mira, deren Ehemann wegen Schulden an die Front geschickt wurde, äußert ihre Sorgen über die finanziellen und emotionalen Belastungen. Historiker Dmitry Dubrowsky hat festgestellt, dass die hohen Zahlungen an Soldaten und deren Familien Teil eines Plans sind, eine neue Elite in Russland zu schaffen, die aus den familiären und sozialen Strukturen des Krieges hervorgeht.
Zusammenfassend zeigt sich, dass die Nachwirkungen des Krieges nicht nur die militärische, sondern auch die soziale Struktur Russlands stark beeinflussen. Indem der Kreml Anreize für die Rekrutierung schafft und die finanziellen Rahmenbedingungen für Soldatenfamilien verbessert, versucht er, den sozialen Zusammenhalt und die nationale Unterstützung für die militärischen Bemühungen zu sichern, während die Fragen der hohen Verluste und des öffentlichen Widerstands weiterhin bleiben.