Das Bundesamt für Auswärtige Angelegenheiten (BfAA) in Brandenburg an der Havel sieht sich angesichts eines eklatanten Fachkräftemangels mit erheblichen Schwierigkeiten konfrontiert. Obwohl der Behörde seit 2021 Steigerungen der Personalzahlen versprochen wurden, bleiben die angestrebten Stellen weitgehend unbesetzt. Laut einer Anfrage des Bundestagsabgeordneten Andrej Hunko (BSW) war für 2023 die Besetzung von 675 Stellen geplant, tatsächlich waren jedoch lediglich 589 Stellen besetzt. Im Jahr 2024 plante das BfAA 772 Stellen, von denen lediglich 669 verfügbar gemacht werden konnten. Somit liegt der Besetzungsgrad deutlich unter der Marke von 90 Prozent, ein Problem, das sich auch bei anderen Staatsbehörden im Land zeigt. Dies betrifft sowohl die Außenstellen in Bonn und Berlin als auch das Hauptgebäude in Brandenburg an der Havel.

Staatssekretär Thomas Bagger, der auf die Anfrage von Hunko reagierte, räumte ein, dass die Situation unhaltbar sei und konkrete Maßnahmen zur Anwerbung von Bewerbern aus der Region fehlen. Der Oberbürgermeister von Brandenburg an der Havel, Steffen Scheller, hatte die Ansiedlung des BfAA im Jahr 2021 als „Ritterschlag für die Stadt“ bezeichnet. Um die Funktion der Behörde in der Region zu stärken, plant man perspektivisch die Aufstockung auf rund 1000 Mitarbeitende. Ein Neubau an der Bauhofstraße steht in den Startlöchern, jedoch wurden bislang noch keine konkreten Schritte unternommen.

Herausforderungen in der Region

Ingesamt erhält der Osten Deutschlands seit 2019 mehr als 30 neue Bundesbehörden, doch die Umsetzung des Regierungsprogrammes zur Angleichung der Lebensverhältnisse stockt aufgrund des Personalmangels erheblich. Der Präsident des BfAA, Georg Birgelen, gestand, dass der Fehlstart des BfAA zu monatelangen Wartezeiten bei Visaangelegenheiten führte. Dies war nicht nur geschäftsschädigend, sondern auch eine Belastung für die Bürger, die auf die Dienstleistungen angewiesen sind. Aktuell fehlen 40 von 360 Mitarbeitenden im BfAA, was zu Überstunden und Priorisierungen führt.

Darüber hinaus zieht die Bundesbehörde Fachkräfte aus regionalen Ämtern und Betrieben an, was dort zu einem Mangel an Personal führt. In und um Brandenburg an der Havel sind derzeit bereits 400 Verwaltungsstellen unbesetzt, was die anhaltende Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt verdeutlicht. Der Ostbeauftragte Carsten Schneider stellte fest, dass viele Menschen aus der Region abwandern, um bessere Arbeitsmöglichkeiten woanders zu finden, was die Bemühungen um eine Stärkung der Lebensqualität und der Beschäftigung im Osten weiter erschwert.

Die Suche nach Lösungen

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, betont Schneider die Notwendigkeit von positiven Signalen, die Menschen aus westdeutschen Städten anziehen könnten. Das BfAA bietet unbefristete, gut bezahlte Stellen mit flexiblen Homeoffice-Möglichkeiten an, um die Attraktivität des Arbeitsplatzes zu steigern. Trotzdem bleibt der Wettbewerb um Fachkräfte zwischen Städten und Ländern intensiv, und es ist ungewiss, ob die geplanten Maßnahmen für eine wesentliche Verbesserung der Lage sorgen werden.

Insgesamt zeigt die Situation des BfAA exemplarisch, wie tiefgreifende strukturelle Herausforderungen den Auf- und Ausbau neuer Bundesbehörden im Osten Deutschlands hemmen können. Ohne die zeitnahe Besetzung der Stellen und attraktive Arbeitsbedingungen wird es schwierig bleiben, den angekündigten Fortschritt bei der Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse in der Region zu verwirklichen. Weitere Entwicklungen werden mit Spannung erwartet, während die vorhandenen Inneren Strukturen weiterhin stabilisiert werden müssen, um langfristig erfolgreich arbeiten zu können.

Für weitere Informationen über die Situation des BfAA und den Fachkräftemangel in Deutschland, lesen Sie die Berichte von MAZ, rbb24 und MDR.