Der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) hat seine Berichterstattung über die Belästigungsvorwürfe gegen den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar zurückgezogen. Dies geschah vor dem Hintergrund von Zweifeln an den erhobenen Vorwürfen, die seit Ende Dezember von mehreren Frauen gegen Gelbhaar geäußert wurden. Der RBB hatte sich ursprünglich auf eidesstattliche Versicherungen von Frauen gestützt, doch es stellte sich heraus, dass eine der beschuldigenden Frauen, genannt Anne K., wahrscheinlich nicht existiert. Der RBB hat inzwischen Strafanzeige gegen die Person gestellt, die fehlerhafte Informationen geliefert hat, und zudem Teile seiner Berichterstattung gelöscht, nachdem Zweifel an der Identität und Glaubwürdigkeit der Klinik aufkamen. RBB-Chefredakteur David Biesinger räumte ein, dass „journalistische Standards“ möglicherweise nicht eingehalten wurden und sprach von betrügerischer Absicht als Grund für die Fehler in der Berichterstattung.
Angesichts der Entwicklungen sieht sich der RBB einem enormen Druck ausgesetzt. Ein Teil der Problematik ist ein Urteil des Landgerichts Hamburg, das entschied, dass die Berichterstattung über Gelbhaar dessen Persönlichkeitsrechte verletzt hat. Daraufhin erwirkte Gelbhaar eine einstweilige Verfügung gegen den RBB, was die kritische Lage für den Sender weiter verschärfen könnte. In Reaktion auf die Vorfälle hat der Rundfunkrat des RBB, der aus Vertretern der Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Religion besteht, eine Sondersitzung für den 30. Januar angesetzt, um die Angelegenheit detailliert aufzuarbeiten.
Weitere Entwicklungen und interne Reaktionen
Die Diskussion über Gelbhaars Fall ist nicht nur eine juristische, sondern führt auch zu internen Debatten innerhalb der Grünen. Der Rundfunkratsvorsitzende Oliver Bürgel bestätigte, dass weiterer Diskussionsbedarf besteht, nachdem der Programmausschuss des Rundfunkrats am Mittwoch tagte und empfohlen hat, die Angelegenheit kurzfristig im Rundfunkrat zu besprechen. Der Programmausschussvorsitzende Moshe Abraham Offenberg äußerte den Bedarf nach einem detaillierten Einblick in die Abläufe, die zur aktuellen Situation führten. Diese internen Auseinandersetzungen wurden auch von Grünen-Abgeordnetem Andreas Otto angesprochen, der eine Entschuldigung des Kreisverbands Pankow gegenüber Gelbhaar fordert.
In einem Antrag mit dem Titel „Unser Umgang mit Stefan Gelbhaar“, der in der kommenden Mitgliederversammlung behandelt werden soll, wird die Partei aufgefordert, sich für das Vorgehen und die Vorwürfe zu entschuldigen, wobei von einer möglichen Intrige mit erfundenen Vorwürfen die Rede ist. Otto appelliert zudem an Gelbhaar, sich weiterhin für Bündnis 90/Die Grünen zu engagieren, insbesondere für die anstehende Berliner Wahl 2026.
Der Fall Gelbhaar wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen in der medialen Berichterstattung über sensible Themen und die Bedeutung der Einhaltung professioneller Standards in der journalistischen Praxis. Die weiteren Entwicklungen werden mit Spannung erwartet, insbesondere im Hinblick auf die anstehende Sondersitzung des Rundfunkrats und die internen Diskussionen innerhalb der Grünen.