Das Kulturzentrum Oyoun in Neukölln sieht sich möglicherweise einer politisch motivierten Insolvenzgefahr gegenüber, da zugesagte Lotto-Gelder bislang nicht ausgezahlt wurden. Laut der Geschäftsführerin des Oyoun, Louna Sbou, wurde dem Projekt „Gadag“ im September 2023 eine Förderung von 80.000 Euro zugesagt, jedoch steht das Geld bis heute aus. Um die Kosten für das Projekt zu decken, musste der Trägerverein Kultur Neudenken einen Kredit in Höhe von 40.000 Euro aufnehmen, den man ohne die Projektgelder kaum wird zurückzahlen können. Sbou vermutet, dass die Nichtauszahlung der Gelder eine gezielte Maßnahme ist, um das Oyoun in die Insolvenz zu treiben.
Das Kulturzentrum Oyoun, das seit Anfang 2020 als Veranstaltungsort für postmigrantische und queerfeministische Kultur fungiert, befindet sich seit letztem Herbst in Auseinandersetzungen mit der Verwaltung von Kultursenator Joe Chialo (CDU). Hintergrund ist eine kontroverse Veranstaltung der „Jüdischen Stimme“ im Oyoun Anfang November, die von einigen als antisemitisch kritisiert wurde. Trotz eines laufenden Rechtsstreits, in dem das Oyoun eine Förderung bis Ende 2025 einfordert, wurde die Strukturförderung für das Kulturzentrum zum Jahresende eingestellt. Eine einstweilige Verfügung zur Weiterzahlung von Miete und Gehältern wurde vom Verwaltungsgericht und Oberverwaltungsgericht abgelehnt, was dazu führte, dass etwa zehn Oyoun-Mitarbeitende ehrenamtlich weiterarbeiten, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.
Die Lottostiftung Berlin hat die Nichtauszahlung der zugesagten Fördergelder mit dem „Insolvenzrisiko“ des Oyoun begründet und angekündigt, nur Ausgaben für eingereichte Rechnungen zu erstatten. Dies hat dazu geführt, dass das Oyoun einen Kredit aufnehmen musste, um internationale Künstlerinnen zu bezahlen, die Vorleistungen für das Projekt „Gadag“ erbracht hatten. Die Geschäftsführerin Sbou betont, dass das Oyoun eine feste Zusage und einen Zuwendungsbescheid erhalten hatte, auf die man sich verlassen können sollte. Sie vermutet politischen Druck auf die Lottostiftung, was sie als „rechtsstaatlich absolut inakzeptabel“ bezeichnet.