Am 31. Januar 2025 wurde eine tragische Entdeckung gemacht, die die Erinnerung an die Schrecken des NS-Euthanasieprogramms weiter wachhält. 83 Jahre nach dem Tod von Marie Louise Weill, auch bekannt als Malou, tauchte ihre Patientenakte auf. Diese Akte wurde während eines Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus in Frankenthal gefunden und enthält erschütternde Dokumente über ihre leidvolle Geschichte.

Marie Louise Weill wurde im April 1942 im Alter von fünf Jahren in einer Heil- und Pflegeanstalt in Frankenthal ermordet. Sie war aus ihrer Heimat im Elsass entführt worden und starb nach nur drei Wochen an einer Lungenkrankheit. Die aufgetauchte Akte umfasst neben dem Totenschein und medizinischen Befunden auch ein Gesuch ihrer Eltern. Ein Teil des Schriftverkehrs ist in Sütterlinschrift verfasst, was bedeutet, dass besondere Anstrengungen zur Transkription und Übersetzung notwendig sind. Christelle Mami, die Nichte von Marie Louise, erhielt eine Kopie der Akte von DGB-Regionsgeschäftsführer Rüdiger Stein.

Forschung und Gedenken

Christelle Mami und ihr Bruder Laurent haben in den letzten fünf bis sechs Jahren intensiv zu ihrer Familiengeschichte geforscht. Der Verlust ihrer Tochter hat die Familie psychologisch stark getroffen, insbesondere Malous Mutter, die nie über den Tod hinweggekommen ist. Im Sommer 2024 besuchten die Geschwister den Gedenkstein für die Opfer des NS-Euthanasieprogramms in Frankenthal. Schwierigkeiten, an Informationen von der Stadtverwaltung zu gelangen, führten dazu, dass Oberbürgermeister Nicolas Meyer Unterstützung bei weiteren Recherchen zusicherte.

Das Stadtarchiv plant, zu prüfen, ob es auf dem Friedhof einen speziellen Bereich für christliche Patienten des Euthanasieprogramms gibt. Diese Recherchen sind von großer Bedeutung, da viele Namen der Opfer, die zwischen 1940 und 1945 in sechs eigens dafür eingerichteten Tötungsanstalten ermordet wurden, bis heute unbekannt geblieben sind. Laut ns-euthanasie.de gibt es Gedenkstätten in Deutschland, Polen und Österreich, die an die Opfer erinnern und den historischen Ort erhalten.

Erinnern und Mahnen

Die historische Aufarbeitung dieser Verbrechen, die während der NS-Zeit begangen wurden, steht im Zentrum aktueller Debatten. Die Frage nach den Tätern der Taten und die Rückgabe der Namen und Gesichter der Opfer sind essentielle Themen. Es sind zahlreiche Forderungen laut geworden, den Opfern gerecht zu werden und ihre Geschichten sichtbar zu machen. Während es in Berlin seit 2014 einen Gedenk- und Informationsort für die Opfer gibt, lehnen offizielle Stellen die Veröffentlichung einer Datenbank mit Namen der Euthanasie-Opfer ab, da Datenschutzrichtlinien als Grund angeführt werden.

Dieser neue Fund wird die Gespräche über das Gedenken und die Aufarbeitung des NS-Euthanasieprogramms sicherlich neu beleben. Die traurige Geschichte von Marie Louise Weill erinnert uns daran, dass die Schrecken der Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten dürfen.