Jean-Marie Le Pen ist im Alter von 96 Jahren verstorben, wie seine Familie und der Front National bestätigten. Der Tod des umstrittenen Politikers wurde von französischen Medien am Dienstag, dem 7. Januar 2025, bekannt gegeben. Le Pen war eine Schlüsselfigur der französischen Politik und prägte über nahezu vier Jahrzehnte die nationalistische Bewegung im Land.

Le Pen wurde 1928 als Sohn eines Fischers und einer Näherin geboren. Nach seinem Studium der Jura und Politik trat er der französischen Fremdenlegion bei. In den 1960er Jahren gründete er die National Front (Front National, FN) und machte sich schnell einen Namen durch Provokationen und eine aggressive Rhetorik gegen Einwanderer. Seine Strategien halfen ihm und seiner Partei, zu einer ernstzunehmenden politischen Kraft zu wachsen. Besonders prägend war sein Erfolg bei der Präsidentschaftswahl 2002, wo er überraschend die Stichwahl gegen Jacques Chirac erreichte, jedoch verloren hat.

Kontroversen und Verurteilungen

Le Pen war stets ein polarisierender Charakter in der französischen Politik, was sich in zahlreichen rechtlichen Auseinandersetzungen und Verurteilungen niederschlug. So wurde er unter anderem wegen Aufstachelung zu Hass und Verharmlosung von Nazi-Verbrechen verurteilt. 1999 erhielt er von einem deutschen Gericht eine Strafe wegen seiner irreführenden Vergleiche des Holocausts. Weiterhin wurden ihm Vorwürfe der Folter während des Algerienkriegs erhoben, die er jedoch vehement bestritt.

Obgleich er in der politischen Mitte nie Fuß fassen konnte, hinterließ Le Pen einen bleibenden Eindruck. Er war als „Le Menhir“ bekannt, in Anlehnung an die hochragenden Hinkelsteine, die an die Unverrückbarkeit seiner politischen Ansichten erinnern. Mit seiner Tochter Marine Le Pen, die 2011 den Vorsitz der Partei übernahm, wurde der Front National 2018 in Rassemblement National umbenannt, um ein breiteres Wählerspektrum anzusprechen.

Der Wandel der Partei und Familientragödien

Der Ausschluss von Jean-Marie Le Pen aus der Partei im Jahr 2015 kam auf Drängen seiner Tochter und wurde als notwendig erachtet, um eine Mäßigung der Partei zu fördern. Dieser Schritt warf Schatten auf die familiären Beziehungen, da Le Pen seinen eigenen „Verrat“ witterte. Marine Le Pen hingegen versuchte, die Partei zu reformieren und sie für einen größeren Teil der französischen Gesellschaft attraktiv zu machen.

Unter der Führung seiner Tochter hat die Partei signifikante Erfolge erzielt. Bei der letzten Präsidentschaftswahl kam Marine Le Pen auf über 40 Prozent in der zweiten Runde und konnte zudem die Anzahl der Parlamentssitze ihrer Partei deutlich erhöhen. Sie plant, 2027 erneut für die Präsidentschaft zu kandidieren, was die Bedeutung der politischen Hinterlassenschaft ihres Vaters unterstreicht.

Jean-Marie Le Pen hinterlässt ein gespaltenes Erbe, das weiterhin die französische Politik prägt. Sein Tod markiert das Ende einer Ära, in der Nationalismus und Populismus in Frankreich einen beachtlichen Platz einnahmen. Der Einfluss seiner politischen Karriere und der seiner Tochter wird auch in Zukunft von zentraler Bedeutung sein für die Entwicklungen in der französischen Innenpolitik.

Für weitere Informationen zu Jean-Marie Le Pens Leben und Erbe können Sie die Artikel auf Tagesschau, Devdiscourse und Euractiv nachlesen.