Vorfall | Sonstiges |
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Ort | Peking |
China hat den Bau einer neuen militärischen Kommandozentrale begonnen, die mindestens zehnmal größer als das Pentagon sein soll. Dieser massive Baukomplex befindet sich etwa 30 Kilometer südwestlich von Peking und laut ersten Berichten, die die „Financial Times“ unter Berufung auf US-Beamte und Satellitenbilder zitiert, sind bereits tiefe Gruben mit einem Durchmesser von über vier Kilometern sichtbar. Die Arbeiten an diesem Projekt begannen Mitte 2024 und sollen große verstärkte Bunker umfassen, die der chinesischen Militärführung als Schutz im Falle eines Atomkriegs dienen.
China hat bislang keine offizielle Stellungnahme zu diesen Bauarbeiten veröffentlicht. Dennis Wilder, ehemaliger CIA-Analysechef für China, äußerte sich dazu und betonte, dass dieser Bunker Pekings Entschluss signalisiere, eine konventionelle Streitmacht und eine fortschrittliche nukleare Kriegsführungsfähigkeit aufzubauen. Dies geschieht in einem geopolitischen Rahmen, in dem Berichte darauf hinweisen, dass Moskau und Peking eine Reaktion auf NATO-Stützpunkte in Asien planen. Dies könnte die Spannungen in der Region weiter anheizen, insbesondere in der Hinsicht, dass der chinesische Präsident Xi Jinping im Herbst zu einer Verstärkung von Ausbildung und Kriegsvorbereitung aufgerufen hat.
Chinas nukleare Strategie und Rüstungsausbau
Im Kontext dieser militärischen Entwicklungen ist es wichtig, Chinas nukleare Strategie zu betrachten. China führte am 16. Oktober 1964 seinen ersten erfolgreichen Atomwaffentest durch und wurde damit der fünfte Nuklearwaffenstaat. Trotz der Tatsache, dass Chinas nukleares Arsenal vergleichsweise klein und technologisch hinter den USA und der damaligen UdSSR zurückbleibt, verfolgt das Land eine Nuklearstrategie der Minimalabschreckung. Diese Strategie basiert auf dem Grundsatz, den Ersteinsatz von Nuklearwaffen zu vermeiden und stattdessen einen strategischen Vergeltungsschlag zu ermöglichen, um potenzielle Angreifer abzuschrecken.
Seit den 1990er-Jahren hat China seine strategische Zweitschlagfähigkeit durch neue Trägersysteme und Plattformen ausgebaut. Aktuelle Schätzungen zeigen, dass China im Jahr 2018 über etwa 280 nukleare Sprengköpfe verfügte. Um die nationale Sicherheit zu erhöhen, plant China die Vergrößerung seines nuklearen Arsenals und setzt auf fortschrittliche Technologien wie MIRV (multiple independently targetable reentry vehicles). Dabei ist das strategische Arsenal von der Zentralen Militärkommission (ZMK) kontrolliert.
Geopolitische Spannungen und Risiken
Trotz der Fortschritte in der Nuklearstrategie bleibt Chinas Arsenal in einem instabilen geopolitischen Umfeld ein potenzielles Risiko für die Krisenstabilität. Die Rivalität zwischen den USA und China im Indo-Pazifik hat in den letzten Jahren zugenommen und birgt die Gefahr eines neuen Kalten Krieges sowie einer Rüstungsspirale. Schätzungen zufolge sind Chinas ICBM-Systeme wie Dongfeng 4 und 5 verletzlich und nicht optimal für einen schnellen Gegenschlag, was die strategische Stabilität trügerisch macht.
Gleichzeitig hat China sich verpflichtet, im Rahmen des Atomwaffensperrvertrags (NPT) von 1992 und des Umfassenden Kernwaffenteststoppvertrags (CTBT) von 1996 zu agieren, obwohl der CTBT bis heute nicht ratifiziert wurde. Chinas nukleare Strategie betont somit die Selbstverteidigung und den Nicht-Ersteinsatz von Nuklearwaffen gegen Nichtnuklearstaaten. Diplomatie, Transparenz und Vertrauen sind daher entscheidend, um die bestehende Spannungen zu verringern und zukünftige Sicherheitsbedenken zu adressieren.
Die Entwicklungen rund um den Bau der neuen militärischen Kommandozentrale und die laufenden Fortschritte der chinesischen Nuklearstrategie lassen kaum Zweifel daran, dass wir in einer Zeit wachsender Unsicherheiten und globaler militärischer Strategien stehen.
Weitere Informationen finden Sie in den Artikeln von Unser Mitteleuropa und Ethik und Militär.