Mitte

Die Europacity: Eine Oase am Wasser mit ungewöhnlichen Entdeckungen

"Geheimnisse und ungewöhnliche Begegnungen in der Welt der Systemgastronomie"

Systemgastronomie und kurze, haarige Beine

In einem Frühstücklokal in der Europacity sitze ich und beobachte meine Umgebung. Eine junge Mutter gähnt ungeniert, ohne sich die Hand vor den Mund zu halten, und starrt mich dabei an. Die Atmosphäre ist beklemmend, ich fühle mich wie auf einer Party, auf der ich zu früh erschienen bin. Um mich herum sehe ich Systemgastronomie, Fahrradständer und lange Sitzbänke.

Plötzlich fängt der Spross der müden Mutter zu weinen an. Der ebenfalls anwesende Vater spricht in einer für mich unverständlichen Sprache auf das Kind ein, das brüskiert zu schauen scheint. In der Nähe setzt sich ein junges asiatisches Pärchen an den Nebentisch. Sie haben einen Hund mitgebracht, der auffallend kurze Beine und einen wuscheligen Oberkörper hat. Das Tier kauert sich unter dem Stuhl von Frauchen zusammen.

Die Europacity ist ein weitläufiges Areal, das sich wie der Dorfplatz der Siedlung anfühlt. Hier entstanden vor einigen Jahren neue Wohnkomplexe, doch im Gegensatz zu anderen großen Bauprojekten in Berlin gab es überraschend wenig Aufregung. Vielleicht sind die Leute mittlerweile daran gewöhnt, dass fensterreiche Wohnungsregale als architektonischer Trend immer häufiger auftauchen. Oder die Gegend um die Heidestraße ist einfach nicht wichtig genug, um über neue Häuser empört zu sein.

Ich verlasse das Café und spüre den Wind, der an den jungen Baumkronen und den Röcken der Frauen zerrt. Auf dem Platz in der Mitte wird seit Jahren an einem Brunnen gearbeitet. Die Erde musste komplett ausgetauscht werden, da sie mit Industrieabfällen verseucht war. Einige organisch geformte Grünflächen sind bereits angelegt, aber vieles ist noch unfertig. Interessanterweise wurde rund um den Platz Kopfsteinpflaster verlegt, eine stilistische Entscheidung, die in dieser Umgebung bemerkenswert ist.

Die Europacity liegt direkt am Berlin-Spandauer-Schifffahrtskanal, einer Wasserstraße aus dem 19. Jahrhundert, die Spree und Havel verbindet und Moabit von Mitte trennt. Inzwischen gibt es hier sogar eine Uferpromenade für Fußgänger und Fahrradfahrer. Sie lädt dazu ein, kilometerlang am Kanal entlang zu schlendern und innezuhalten.

Am nordöstlichen Ende des Otto-Weidt-Platzes sticht mir ein vietnamesisches Restaurant ins Auge. Neben Eiskaffee gibt es hier auch Cocktails und Sushi. Vor dem Restaurant erhebt sich eine bizarre Petunien-Pyramide, die mindestens zwei Meter hoch ist. Doch anstatt Blumen anzupreisen, bewirbt eine Pizzeria hier ihre Pizzen. Das Besteck klimpert festlich unter den orangefarbenen Schirmen, die vor der Frühlingssonne und für Schaumwein werben.

Während ich das bunte Treiben beobachte, spaziert eine ältere Dame mit ihrem Hund vorbei. Der Hund hat sehr kurze Beine, was mich an den Hund des asiatischen Pärchens im Café erinnert. Amüsiert frage ich mich, ob alle in der Europacity ihre Hunde mit kurzen Beinen ausführen. Bevor ich jedoch tiefer ins Grübeln kommen kann, befinde ich mich schon auf einer nagelneuen Fußgängerbrücke, die mich zurück nach Mitte führt. Dort werde ich mir die kurzen Beine der Hunde genauer ansehen.

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Mit einem Portfolio, das mehr als zwei Jahrzehnte Berufserfahrung umfasst, ist der freie Redakteur und Journalist Konrad l. Schneider ein fester Bestandteil der deutschen Medienlandschaft.
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