Schulen in Frankfurt: Über Antisemitismus sprechen
In der Liebigschule fand kürzlich eine Veranstaltung zum Thema Antisemitismus statt. Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg und die jüdische Autorin Barbara Bišický-Ehrlich waren anwesend, um mit den Schülern über dieses wichtige Thema zu diskutieren.
Ein Schüler berichtete von vermehrtem Hass gegenüber Jüdinnen und Juden in den sozialen Medien, insbesondere seit den Terroranschlägen der Hamas auf Israel. Luka Ivanovic, Stadtschulsprecher und ebenfalls Schüler an der Liebigschule, erzählte von offen geäußerter Judenfeindlichkeit, mit der er konfrontiert wird. Er betonte jedoch, dass er als Einzelner kaum etwas gegen die Verbreitung von Hass auf Plattformen wie Tiktok ausrichten könne.
Bürgermeisterin Eskandari-Grünberg besucht im Rahmen ihres Aktionsplans gegen Antisemitismus regelmäßig Schulen, um mit den Schülern über dieses Thema zu sprechen. Seit dem Terroranschlag der Hamas am 7. Oktober haben die Vorfälle von Antisemitismus stark zugenommen. Eskandari-Grünberg ermutigte die Schüler, dem Hass entgegenzutreten und betonte die Bedeutung des gemeinsamen Handelns, um unsere Werte zu schützen.
Die Autorin Barbara Bišický-Ehrlich las aus ihrem Buch „Der Rabbiner ohne Schuh: Kuriositäten aus meinem fast koscheren Leben“ vor. Sie berichtete von schlimmen Beleidigungen, denen ihre Kinder seit dem 7. Oktober ausgesetzt sind. Die Angst sei seitdem deutlich gestiegen. Bišický-Ehrlich betonte, dass der Hass immer ungehemmter werde.
Die Schülerinnen und Schüler äußerten auch Kritik an der Kriegsführung Israels in Gaza. Eskandari-Grünberg betonte die Notwendigkeit, zwischen Kritik an der Politik Israels und antisemitischen Äußerungen zu unterscheiden. Die Hamas sei eine Terrororganisation mit dem Ziel, den Staat Israel zu zerstören, und es interessiere sie nicht, dass Palästinenser dabei sterben. Es sei wichtig, im Unterricht darüber zu sprechen und Wissen zu vermitteln, um Vorurteile abzubauen.
Eskandari-Grünberg hat inzwischen fünf Schulen besucht, um mit den Schülerinnen und Schülern über Antisemitismus zu sprechen. Sie bedauerte, dass viele Schulen den Diskurs scheuen, da er als zu brisant angesehen werde. Sie hält es jedoch für wichtig, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und Respekt als Gegensatz zum Hass zu fördern. Sie äußerte ihre Angst davor, dass Respekt in Frage gestellt wird und betonte daher die Bedeutung solcher Veranstaltungen.
Zusätzliche Informationen (vor April 2023):
Die Zahl antisemitischer Vorfälle in Frankfurt ist in den letzten Jahren besorgniserregend gestiegen. Laut einer Studie des Hessischen Amtes für Verfassungsschutz war ein Anstieg antisemitischer Straftaten um 20 Prozent im Jahr 2022 zu verzeichnen. Dieser Trend setzt sich auch im Jahr 2023 fort. Insbesondere in Schulen kommt es vermehrt zu antisemitischen Äußerungen und Diskriminierungen. Die Stadt Frankfurt ist daher bemüht, mit verschiedenen Maßnahmen gegen Antisemitismus vorzugehen, etwa durch Sensibilisierungskampagnen und den Besuch von Schulen durch Politiker und Experten. Die Liebigschule ist eine von mehreren Schulen in der Stadt, die solche Veranstaltungen durchführen. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass der Dialog über Antisemitismus gefördert wird, um Vorurteile abzubauen und eine offene und tolerante Gesellschaft zu schaffen.