Am 9. Januar 2025 kam es in der tschadischen Hauptstadt N’Djamena zu einem gewaltsamen Angriff auf den Präsidentenpalast, der von schwer bewaffneten Angreifern durchgeführt wurde. Laut Berichten sind 19 Menschen dabei ums Leben gekommen, darunter 18 Angreifer. Die Regierung erklärte, dass die Situation „vollständig unter Kontrolle“ sei und betonte, dass der Angriff rasch von der Präsidentengarde abgewehrt wurde. Außenminister Abderaman Koulamallah kämpfte darum, die Bürger zu beruhigen, indem er die Lage als „Destabilisierungsversuch“ kategorisierte, der erfolgreich abgewehrt wurde.
Ursprünglich wurden die Angreifer als Mitglieder der Dschihadistenmiliz Boko Haram identifiziert; dies wurde jedoch später von der Regierung relativiert, die sie als „alkoholisierte Kriminelle“ bezeichnete. Zeugen berichteten von Schüssen und der Sichtung von Panzern in der Nähe des Präsidentenpalastes. Sicherheitskräfte blockierten Straßen, um die Lage zu beruhigen. Es kamen auch Informationen ans Licht, dass der Angriff zeitlich mit dem Besuch des chinesischen Außenministers Wang Yi im Tschad zusammenfiel. Wang Yi wurde von Staatschef Mahamat Idriss Déby Itno empfangen, der 2021, nach dem Tod seines Vaters Idriss Déby Itno, die Macht übernommen hatte.
Politische Hintergründe und Wahlen
Die angespannte Lage im Tschad ist das Resultat von mehreren politischen Krisen. Eine Parlamentswahl, die Ende Dezember 2024 stattfand, wurde von der Opposition als unglaubwürdig eingestuft und boykottiert. Während die Regierung diese Wahl als wichtigen Schritt zur Beendigung der Militärregierung ankündigte, blieb die Wahlbeteiligung gering und die Ergebnisse wurden bis zu diesem Zeitpunkt nicht veröffentlicht. Die geopolitischen Spannungen haben sich in letzter Zeit durch die Ankündigung der tschadischen Regierung, Sicherheits- und Verteidigungsabkommen mit Frankreich aufzukündigen, verschärft. Der Abzug französischer Soldaten hatte bereits begonnen, was einige Beobachter als Risiko für die Stabilität der Region wahrnehmen.
Humanitäre Krise
Trotz der Ölvorkommen zählt der Tschad zu den ärmsten Ländern der Welt. Die anhaltenden Konflikte, insbesondere im Gebiet um den Tschadsee, sowie die Auswirkungen des Klimawandels verschärfen die Situation zusätzlich. Seit 2015 leidet das Land unter einer anhaltenden Wirtschaftskrise. Laut der UNO-Flüchtlingshilfe haben die Konflikte im Sudan eine enorme Flüchtlingswelle ausgelöst, die den Tschad stark betrifft. Über 600.000 neue Flüchtlinge seien seit Mitte Juni 2024 ins Land gekommen, wobei 89 % von ihnen Frauen und Kinder sind. Die tschadische Regierung erhält Unterstützung vom UNHCR, um diesen Flüchtlingen Schutz, Zugang zu Wasser, Wohnraum, Nahrungsmitteln sowie zu gesundheitlicher Versorgung und Bildung zu ermöglichen.
Die Herausforderungen, vor denen der Tschad steht, sind also nicht nur politischer Natur, sondern auch tief in humanitären Krisen verwurzelt, die dringend angegangen werden müssen. Dies wird umso wichtiger, während die Regierung um Stabilität kämpft und gleichzeitig eine wachsende Bevölkerung von Vertriebenen unterstützen muss.