Vor genau 60 Jahren, am 13. September 1964, geschah etwas, das die Geschichte Ost-Berlins auf unerwartete Weise veränderte. Martin Luther King, der legendäre Bürgerrechtler und Pastor, der ursprünglich West-Berlin besuchen wollte, wagte das Unmögliche: Ein unerwarteter Abstecher in den von der DDR abgeschotteten Ostteil der Stadt! Und das alles ohne Pass! Die Grenzer am Checkpoint Charlie waren ganz baff, erlaubten ihm jedoch den Durchgang mit nur einem „Scheckausweis“ – ein hochexplosives Dokument in dieser politisch angespannten Zeit.
Ein Auftritt, der in die Annalen der Geschichte einging! In der Marienkirche am Alexanderplatz sprach King vor Hunderten von Menschen und hinterließ Spuren, die über die Jahre hinweg nicht verblasst sind. Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz hat das denkwürdige Ereignis zum Anlass genommen, um eine Reihe von Feierlichkeiten zu veranstalten. An diesem Freitag wird die belarussische Menschenrechtsaktivistin Olga Karatch in der Marienkirche erwartet, gefolgt von einem fesselnden Konzert mit Jocelyn B. Smith in der Sophienkirche, wo auch King damals sprach. Am Sonntag wird der ehemalige DDR-Außenminister Markus Meckel eine Predigt im House of One halten. Ein buntes Programm zur Erinnerung!
Kings Botschaft der Hoffnung und Versöhnung
Drei Jahre nach dem Mauerbau war Kings Rede mehr als nur Worte; sie war ein leidenschaftlicher Aufruf zur Einheit. Er bezeichnete Ost-Berlin als „Symbol für die Trennungen der Menschen auf der Erde“. „Hier, egal auf welcher Seite der Mauer, sind Gottes Kinder“, betonte er, „und keine menschengemachte Barriere kann diese Tatsache auslöschen.“ Seine Worte waren wie ein Funke in der Dunkelheit, der Hoffnung und Versöhnung versprach. „Wir müssen die trennenden Mauern der Feindseligkeit niederreißen!“, fügte er hinzu, während der Chorus „Go down Moses“ mit der kraftvollen Botschaft „Let my people go“ (“Lass meine Leute frei”) die Kirche erfüllte.
Die damalige DDR-Staatssicherheit vermerkte diese dramatischen Ereignisse in ihren Akten und zeigt, dass Kings Botschaft trotz der politischen Repressionen und der Zweiteilung der Stadt durch die Mauer dringend und notwendig war. Seine Ankunft im Osten Berlins bleibt ein zeitloses Beispiel für den Glauben an Freiheit und Menschlichkeit – und das, obwohl sich nur ein paar Schritte entfernt der kalte Krieg eindringlich bemerkbar machte.