In der Nähe von Gransee im Kreis Oberhavel arbeiten der Bildhauer Kai Rötger, der Restaurator André Zehrfeld und die Künstlerin Susanna Sbaraglia an einem bedeutenden Projekt für das Humboldt Forum im rekonstruierten Berliner Schloss. Rötger, der gelernter Steinmetzmeister ist, fertigt beeindruckende Sandstein-Skulpturen an, die Teil des Portals I des historischen Gebäudes werden. Diese Figuren wurden aus hochwertigem Elbsandstein hergestellt, der aus Pirna bei Dresden stammt und für seine Verwendung in barocken Schlössern in der Region bekannt ist. 19 dieser Skulpturen sind bereits neu angefertigt worden, doch die Fassade des Schlosses ist noch nicht vollständig fertiggestellt, so rbb24 berichtet.

Jede Skulptur beginnt Rötger mit einem kleinen Gipsmodell, gefolgt von einem Originalgrößenmodell in Ton und einem weiteren in Gips. Zum Abschluss überträgt er das Modell eins zu eins auf einen 11 Tonnen schweren Sandsteinblock. Die neue weibliche Figur, die die Poesie symbolisiert, stellt eine gelungene Verbindung von traditioneller Handwerkskunst und zeitgenössischer Ästhetik dar und basiert auf Rötgers eigener Gestaltungsidee.

Geschichte des Berliner Schlosses

Das Berliner Schloss wurde 1443 als Residenz der Hohenzollern gegründet. Über mehr als 200 Jahre diente es als Burg und Renaissanceschloss in Cölln, einer Stadt, die zusammen mit Berlin eine Doppelstadt bildete. Der Bau hat im Laufe der Jahrhunderte eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Während der DDR-Zeit wurde das Schloss stark beschädigt und schließlich 1950 gesprengt, um dem Palast der Republik Platz zu machen. Der Wiederaufbau des Schlosses wurde von 2013 bis 2020 vorangetrieben, wobei Rötger nun seit über zehn Jahren an den Skulpturen beteiligt ist.

Der Wiederaufbau ist nicht nur ein architektonisches Projekt, sondern auch ein kulturelles Ereignis, das die Geschichte Berlins wiederbelebt. Unter der Regentschaft von Kurfürst Friedrich Wilhelm I. und später von Friedrich III. wurde das Schloss zur Mitte der Stadt und des Landes, eng verwoben mit den städtebaulichen Erweiterungen, die die Stadt geprägt haben. Die Entwicklung des Schlosses spiegelt die Geschichte der Hohenzollern und die soziokulturellen Veränderungen in Berlin wider. Auf das Schloss führten prächtige Alleen, darunter der heute bekannte Boulevard Unter den Linden, der von Johann Moritz von Nassau-Siegen angelegt wurde, um einen symbolischen Zugang zu schaffen, so erfährt man auf der Webseite des Berliner Schlosses.

Rötger beschreibt die Arbeit an einer großen Sandsteinskulptur als einen intensiven Prozess, der etwa sechs Monate in Anspruch nimmt und ein Endgewicht von vier Tonnen erreichen kann. Nach seiner Steinmetzausbildung in Köln studierte er in Potsdam Restaurierung und knüpft damit an die traditionsreiche Ausbildung in der Region an. In der DDR hatten angehende Restauratoren die Möglichkeit, eine dreijährige Lehre als Steinmetz zu absolvieren, gefolgt von einer zweijährigen Bildhauerausbildung.