Vorfall | Sexualdelikte |
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Ort | Berlin, Köln |
Das Schicksal der sogenannten Trostfrauen bleibt ein brisantes Politikum, fast 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Schätzungen zufolge wurden bis zu 200.000 Frauen, vor allem aus Ländern wie Korea, Taiwan, China, Indonesien und Japan, während des Kriegs von der kaiserlichen Armee Japans zur Prostitution gezwungen. Viele dieser Frauen litten an Krankheiten, Hunger, Folter oder starben durch Gewalt. Der Stein des Anstoßes ist die geplante Wanderausstellung „Dritte Welt im Zweiten Weltkrieg“, zu der auch eine Replik der „Friedensstatue“ gehört, die am 8. März, dem Weltfrauentag, in Köln aufgestellt werden sollte.
Die Statue soll nicht nur an die Trostfrauen erinnern, sondern steht auch symbolisch gegen sexualisierte Gewalt an Frauen und Mädchen. Die Friedensstatue selbst befindet sich derzeit auf dem Unionplatz im Stadtteil Moabit in Berlin-Mitte, wo sie im September 2020 eingeweiht wurde. Die Bronzeskulptur, entworfen von den südkoreanischen Künstlern Kim Eun-sung und Kim Seo-kyung, zeigt ein junges Mädchen in koreanischer Tracht, die auf einem Stuhl sitzt, neben einem leeren Stuhl, der die Abwesenheit der Opfer symbolisiert. Ein Bodenmosaik veranschaulicht den Schatten des Mädchens als Silhouette einer alten Frau mit einem weißen Schmetterling.
Politische Kontroversen um die Replik
Nun steht die Situation in Köln auf der Kippe. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner hat nach einem Besuch in Tokio angeordnet, dass die Replik der Statue entfernt oder verändert werden soll. Dies geschieht im Kontext eines Drucks von japanischer Seite, der darauf abzielt, die Darstellung der Geschehnisse zu relativieren. Das japanische Außenministerium hatte bereits versucht, die Aufstellung der Statue in Berlin zu verhindern und intervenierte sogar im Kanzleramt. Wegen dieser Hintergründe wurde der geplante Standort der Statue in Köln nun aufgegeben, was zu einer Diskussion über die Gründe für den Standortwechsel geführt hat.
Eine Gruppe von Bürgern, darunter Christa Aretz und Karl Rössel, hat einen offenen Brief an Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker verfasst. In diesem Brief werfen sie ihr vor, die Erinnerung an sexualisierte Gewalt in Kriegen in Köln politisch zu behindern. Der Sprecher der Oberbürgermeisterin, Alexander Vogel, wies die Vorwürfe zurück und erklärte, dass kein offizielles Verbot vorliege, sondern vielmehr ein alternativer Standort vorgeschlagen worden sei. Dieser alternative Standort sei jedoch in unmittelbarer Nähe zum NS-Dok, eine genauere Lage wurde nicht bekannt gegeben.
Ein kritischer Blick auf die Erinnerungskultur
Die „Friedensstatue“ in Berlin war nicht ohne Streitigkeiten und politische Interventionen. Trotz der Genehmigung des Bezirksamtes wurde die Statue zunächst von der japanischen Regierung in Frage gestellt. Historiker und Aktivisten bestätigen, dass der Umgang mit der Geschichte bezüglich der Trostfrauen in beiden Ländern nach wie vor problematisch ist. Aus den Berichten erhellt sich, dass Japan Schwierigkeiten hat, sich mit der Erinnerungskultur und den globalen Gedenkprozessen auseinanderzusetzen. Dies hat dazu geführt, dass die Aufarbeitung dieser Verbrechen unzureichend erfolgt und eine belastende Wirkung auf die Beziehungen zu Südkorea hat.
Die Darstellung der Trostfrauen zudem wird durch den Hashtag #MeToo auch international verstärkt thematisiert. Der Druck auf die japanische Regierung, sich offen mit dieser Thematik zu befassen, ist nach wie vor spürbar. Historiker warnen, dass das Versäumnis, sich mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen, zu einer anhaltenden Belastung der bilateralen Beziehungen führt. Die erste Friedensstatue wurde 2011 vor der Japanischen Botschaft in Seoul errichtet, und ähnliche Mahnmale existieren mittlerweile in mehreren Ländern, darunter die USA und Australien.
Die Situation in Köln zeigt deutlich, dass die Auseinandersetzung mit den Verbrechen der Vergangenheit weiter dringend nötig ist. Erlass, Entfernung oder ein alternativer Standort für die Statue scheinen nicht nur verwaltungstechnische Herausforderungen zu sein – sie sind auch Symbol für die komplexen und weiterhin kontroversen Diskurse über Erinnerung und Anerkennung der Opfer in dieser traurigen Geschichte.