Berlin wird vorerst keine spezialisierten Ambulanzen für Long-Covid- und Post-Vac-Erkrankte einrichten. Dies gab Gesundheitssenatorin Ina Czyborra (SPD) im Gesundheitsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses bekannt. Laut Czyborra liegt die Verantwortung für die ambulante Versorgung bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Berlin. Sie verwies zudem auf die Post/Long-Covid-Ambulanz an der Uniklinik Charité, die bereits bestehende Möglichkeiten zur Behandlung bietet. Eine Anzahl von rund 1200 betroffenen Personen hat einen offenen Brief an den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und Senatorin Czyborra geschickt, in dem sie große Versorgungslücken beklagen und eine Verbesserung der Versorgungsqualität fordern.
Die KV Berlin stellte in verschiedenen Äußerungen klar, dass Betroffene bereits von einer guten gesundheitlichen Versorgung profitieren können, obwohl die Zahl der Erkrankten als vergleichsweise klein eingeschätzt wird. KV-Chef Burkhard Ruppert riet den Patienten, zunächst ihre Hausärzte aufzusuchen, bevor sie weitere Schritte unternehmen. Kritiker bemängeln jedoch, dass viele Haus- und Fachärzte überlastet oder unzureichend informiert seien. Die Betroffenen berichten von häufigen Fehldiagnosen und Fehlbehandlungen, da ihre Symptome oft als psychosomatisch abgetan werden.
Wachsende Nachfrage nach spezialisierter Versorgung
Der offene Brief, unterzeichnet von einer Gruppe besorgter Patienten, fordert dringend spezialisierte Ambulanzen. Diese Gruppe möchte, dass die schwarz-rote Koalition, die sich im Koalitionsvertrag zur Unterstützung von Long-Covid- und Post-Vac-Betroffenen verpflichtet hat, ihrer Verantwortung nachkommt. Für den Aufbau wohnortnaher Anlaufstellen wurden für die Jahre 2024 und 2025 jeweils eine Million Euro eingeplant.
Zur Verbesserung der Versorgung von Long-Covid-Patienten hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) eine Richtlinie eingeführt. Diese zielt darauf ab, eine bessere und schnellere Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Long-Covid oder ähnlichen Erkrankungen zu gewährleisten. Eine koordinierende Ärztin oder ein Arzt wird die Patienten über den gesamten Behandlungsprozess hinweg unterstützen, indem sie verschiedene Facharztgruppen und Gesundheitsprofessionen einbinden.
Symptome und Behandlungsansätze
Long-Covid beschreibt Symptome, die länger als vier Wochen nach einer Corona-Infektion anhalten oder neu auftreten. Dazu gehören oft Müdigkeit, Atemnot und Schlafstörungen. Post-COVID-Syndrom ist eine ähnliche Erkrankung, die bei Erwachsenen länger als zwölf Wochen nach einer Infektion anhält. Kinder und Jugendliche sind von ähnlichen Symptomen betroffen, die länger als acht Wochen bestehen.
Um eine effektive Behandlung sicherzustellen, hat der G-BA für die Koordination und Strukturierung der Versorgung Richtlinien veröffentlicht. Diese definieren klare Anforderungen an die Versorgung der Patientinnen und Patienten und legen die Rahmenbedingungen für eine interdisziplinäre Zusammenarbeit fest. Die Vorgaben beinhalten auch eine indikationsbezogene und strukturierte Diagnostik. Die neue Richtlinie ist am 09.05.2024 in Kraft getreten und soll eine verbesserte, bedarfsgerechte und zeitnahe Versorgung gewährleisten.
Insgesamt zeigt sich, dass der Bedarf an spezialisierter Versorgung für Long-Covid-Patienten weiterhin besteht. Die bereits bestehenden Angebote reichen offenbar nicht aus, während der Druck auf die politischen Entscheidungsträger wächst, endlich aktiv zu werden, um eine adäquate medizinische Betreuung sicherzustellen. Angesichts der anhaltenden Herausforderungen im Gesundheitswesen bleibt abzuwarten, wie die Regierung auf die Forderungen reagieren wird.
Für detaillierte Informationen zu den neuen Richtlinien und Behandlungsansätzen können Betroffene die Seiten des G-BA besuchen: G-BA Long-COVID und G-BA Richtlinien.