Professor Stefan Rettich vom Institut für Urbane Entwicklungen der Universität Kassel wurde als Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Stiftung Bauhaus Dessau berufen. Die Nachricht, die heute, am 6. Februar 2025, veröffentlicht wurde, unterstreicht die wichtige Rolle der Stiftung in der Erhaltung und Fortentwicklung des Bauhaus-Erbes. Die Stiftung Bauhaus Dessau ist eine bedeutende wissenschaftlich-künstlerische Einrichtung in Sachsen-Anhalt.
Das Hauptziel der Stiftung ist es, das Erbe des Bauhauses zu wahren und gleichzeitig dessen Bedeutung in der Gegenwart zu aktualisieren. Die Stiftung konzentriert sich auf Projekte in den Bereichen Landschaftsplanung, Urbanistik und Architektur. Außerdem werden die Entwicklung und die Wirkungsgeschichte des Bauhauses intensiv erforscht. Diese vielfältigen Ansätze machen die Stiftung zu einem nationalen und internationalen Austauschformat, das zur Förderung des wissenschaftlichen Dialogs beiträgt. Die Universität Kassel berichtet, dass der wissenschaftliche Beirat zu geplanten Programmen, darunter das Format „Bauhaus Lab“ und das Master-Programm COOP Design Research, beratend zur Seite steht. Der Beirat setzt sich aus zehn Mitgliedern der Bereiche Architektur, Stadtplanung, Kunst und Kultur zusammen.
Bauhaus-Forschung und digitale Zugänglichkeit
Ein aktuelles bedeutendes Forschungsvorhaben der Stiftung ist das Projekt „Bauhaus im Text“. Dieses beschäftigt sich mit dem textlichen Erbe des historischen Bauhauses, das von 1919 bis 1933 wirkte. Aktuell existiert keine umfassende Übersicht der von Bauhäusler*innen verfassten Texte. Ein erster Versuch, diese Lücke zu schließen, wurde 1962 mit dem von Hans Maria Wingler herausgegebenen Band „Das Bauhaus: Weimar, Dessau, Berlin 1919–1933“ unternommen, der aber nur eine Auswahl bietet.
Das Ziel des aktuellen Projektes ist es, alle relevanten Texte digital zugänglich zu machen und ein kommentiertes Verzeichnis aller Schriften und Quellen zu erstellen. Hierbei werden digitale Beispieleditionen erstellt, unter anderem eine Untersuchung der von kommunistischen Student*innen veröffentlichten Zeitschrift „bauhaus. sprachrohr der studierenden. organ der kostufra“ sowie eine kritische Auseinandersetzung mit Ludwig Hilberseimers theoretischem Werk. Dieses Projekt wird mit 620.000 Euro vom Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitalisierung des Landes Sachsen-Anhalt gefördert. Weitere Informationen zu den Ergebnissen sind auf der Website der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena verfügbar. Bauhaus Dessau bietet umfassende Einblicke in diese Forschungsaktivitäten.
Bauhausbücher und internationale Architektur
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Bauhaus-Forschung ist die Veröffentlichung von Publikationen, die die Errungenschaften des Bauhauses dokumentieren. Walter Gropius, einer der Hauptvertreter des Bauhauses, veröffentlichte „International Architecture“ als Teil der Bauhausbücher-Serie. Dieses Buch bietet einen umfassenden Überblick über die internationale Architektur der Mitte der 1920er Jahre und behandelt die gemeinsamen Prinzipien der Avantgarde aus verschiedenen Ländern.
Der umfangreiche illustrierte Abschnitt des Buches dokumentiert eine neue Formensprache und die veränderte Rolle des Architekten. Die erste englische Ausgabe kontextualisiert die Errungenschaften des Bauhauses auch international. Die Publikation soll nicht nur die Reformphilosophie des Bauhauses verdeutlichen, sondern ist auch als Facsimile-Ausgabe mit separatem Kommentar erhältlich. Interessierte können die Werke im Bauhaus-Shop im temporären Bauhaus-Archiv erwerben.
Insgesamt zeigt sich, dass die Stiftung Bauhaus Dessau unter der Mitwirkung von Professor Rettich und anderen Experten weiterhin eine zentrale Rolle in der Bewahrung und Erforschung des Bauhaus-Erbes spielt.