Am 16. Januar 2025 hat die Grüne Woche in Berlin offiziell begonnen. Die Eröffnungsfeier fand im Beisein von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) und dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner (CDU), statt. Diese bedeutende Agrarschau wird bis zum 26. Januar für die Öffentlichkeit zugänglich sein und erwartet rund 300.000 Besucher auf dem Messegelände. Allerdings ist die Messe in diesem Jahr von der Maul- und Klauenseuche überschattet, die bereits in Brandenburg nachgewiesen wurde. Das Virus wurde bei einer Wasserbüffelherde in Hönow, im Landkreis Märkisch-Oderland, entdeckt, was dazu führt, dass keine Paarhufer wie Rinder, Schafe und Ziegen ausgestellt werden dürfen. Entsprechend wurde in Abstimmung mit dem Veterinäramt entschieden, auf diesen Teil der Tierhaltung zu verzichten, und stattdessen improvisiert mit Pferden, Kaninchen und Eseln ein Live-Programm anzubieten.
Die Folgen der Maul- und Klauenseuche sind gravierend. Landwirtschaftsminister Özdemir betont die Notwendigkeit einer strikten Eindämmung des Virus, das als hochansteckend gilt und für Menschen ungefährlich ist. Bauernpräsident Joachim Rukwied äußert Besorgnis über die zukünftigen Auswirkungen der Seuche auf die Landwirtschaft und fordert einen Politikwechsel in Deutschland, um bürokratische Hürden abzubauen und die heimische Lebensmittelversorgung zu stärken. Angesichts der drohenden Einbußen in der Landwirtschaft erwartet Rukwied, dass die Restriktionen möglicherweise bis zu sechs Monate dauern werden, was gravierende ökonomische Folgen nach sich ziehen könnte.
Demonstrationen und politische Forderungen
Parallel zur Grünen Woche plant ein Bündnis aus rund 60 Organisationen eine große Demonstration unter dem Motto „Wer profitiert hier eigentlich?“. Dabei werden bis zu 10.000 Teilnehmer erwartet, die eine sozial-ökologische Agrarwende fordern. Kampagnenleiterin Anne Skambraks hebt hervor, dass die zukünftige Bundesregierung das Gemeinwohl über die Interessen von Konzernen stellen sollte. Auch Martin Kaiser von Greenpeace kritisiert die derzeitige Agrarpolitik der Ampelregierung und drängt auf Veränderung.
Die Maul- und Klauenseuche hat bereits zu Handelsbeschränkungen geführt. Südkorea und Großbritannien haben Einfuhrverbote für deutsche Tiere verhängt, was für die Agrarwirtschaft schwerwiegende finanzielle Konsequenzen hat. Großbritannien importiert jährlich Fleisch von deutschen Rindern und anderen Paarhufern im Wert von etwa 850 Millionen Euro. Der Verband der Fleischwirtschaft rechnet mit erheblichen Verlusten im dreistelligen Millionenbereich. Die Restriktionen könnten die Agrarbranche noch mehrere Monate belasten, während gleichzeitig der Handel innerhalb der EU für Fleisch und Milchprodukte weiterhin möglich bleibt.
Blick auf die Bio-Branche
Zusätzlich zur Angst vor der Seuche hat die Bio-Branche ihre eigene Agenda. Vertreter der Bio-Lebensmittelsektors fordern Steuerentlastungen und kritisieren die Ampelregierung. Trotz steigender Lebensmittelpreise, die im letzten Jahr um 2,3 Prozent gestiegen sind, hat sich der Umsatz in der Bio-Branche von 5,8 Milliarden Euro auf rund 16 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Der Anteil der Arbeitnehmer, die in dieser Branche beschäftigt sind, liegt bei 380.000.
Die Grüne Woche mit 1500 Ausstellern aus fast 60 Ländern stellt somit einen geschäftigen und bedeutenden Schauplatz dar, auch wenn die aktuellen Umstände der Maul- und Klauenseuche einen Schatten auf das Event werfen. Die Veranstalter hoffen, dass die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus die Situation schnell verbessern können, während die Bauern intakt bleiben in der Forderung nach einer nachhaltigen und gerechten Agrarpolitik.