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Deutungsmacht und Symbole: Philipp Oswalt im Fokus der Architekturdebatte

Der Kampf um die Deutungsmacht von Symbolen: Eine Analyse der preußischen Bauvorhaben in Berlin und Potsdam.

Philipp Oswalt, ein Professor für Architekturtheorie und Entwerfen an der Universität Kassel, geriet in einen Gerichtsprozess mit dem emeritierten Theologen Richard Schröder, dem Vorsitzenden des Fördervereins Berliner Schloss. Schröder beschuldigte Oswalt, einem Großspender des Schlosses Antisemitismus zu unterstellen. Oswalt setzt sich seit zwei Jahren gegen Schröder zur Wehr und enthüllt rechte Netzwerke, die die Rekonstruktion des Stadtschlosses in Berlin und der Garnisonkirche in Potsdam vorantreiben.

Die Garnisonkirche und das Stadtschloss sind bedeutende preußische Symbole, stark in rechtsradikalen Kreisen präsent. Diese Bauten haben eine identitätspolitische Agenda und dienen dazu, die Traditionslinie und gemeinsame nationale Identität Deutschlands zu betonen. Nach der Wiedervereinigung gewann die Preußenrenaissance an Bedeutung, und das Preußentum wurde als kulturelles und historisches Identifikationsangebot idealisiert.

Der Bau der Garnisonkirche und des Stadtschlosses symbolisieren orthodoxe und idealisierte Vorstellungen, die rechte Ideologien begünstigen. Die politische Dimension hinter diesen Bauvorhaben wird oft verkannt, da die Schönheit und Stadtreparatur im Vordergrund stehen sollen. Trotz Bemühungen, durch Nutzung und Bespielung die Wirkungsmacht dieser Symbole zu neutralisieren, bleibt ihre symbolische Kraft vorhanden.

Um rechten Narrativen entgegenzuwirken, plädiert Oswalt für die Aneignung der Deutungsmacht über diese Baukomplexe. Er schlägt vor, alternative Geschichtsspuren in das Humboldt Forum und das Berliner Schloss einzuschreiben und illegitime Spenden antirassistischen Initiativen zu übertragen. Oswalt fordert eine kritischere Auseinandersetzung mit der Finanzierung dieser Bauvorhaben, insbesondere seitens der Bundesregierung.

Die Förderung der Garnisonkirche und des Schlossprojekts durch Bundesmittel trotz offensichtlicher Bedenken bezüglich antisemitischer Verbindungen von Großspendern enttäuscht Oswalt. Er hebt hervor, dass eine kritische Haltung und Distanzierung von solchen Kontroversen notwendig sind, um eine gesunde Diskussion und Aufarbeitung zu gewährleisten. Die Einbindung politischer und kultureller Entscheidungsträger in die Debatte über diese symbolträchtigen Bauvorhaben wird als essenziell angesehen, um die Entstehung rechter Räume und Ideologien zu verhindern.

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Lebt in Zwickau und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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