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Der kulturelle Zug: Die Erfolgsgeschichte der umsteigefreien Verbindung zwischen Berlin und Breslau

Die Erfolgsgeschichte einer kulturellen Zugverbindung zwischen Berlin und Breslau

Der „Kulturzug“ zwischen Berlin und Breslau befindet sich bereits im neunten Jahr seines Bestehens. Die Verbindung zwischen den beiden Städten, die eine reiche historische Verbundenheit aufweisen, erfreute sich am vergangenen Eröffnungswochenende der Saison 2024 großer Beliebtheit. Der Zug war restlos ausgebucht, obwohl es sich lediglich um einen bescheidenen Dreiteiler aus Dieseltriebwagen handelt. Bedauerlicherweise ist die Strecke immer noch nicht komplett elektrifiziert, und ein zweites Gleis lässt weiterhin auf sich warten. Es wird bereits angemerkt, dass die Zeit reif wäre für eine komfortable Verbindung, die das sagenhafte Tempo der Vorkriegszeit erreicht.

Breslau präsentiert sich heutzutage als moderne Stadt mit zeitgemäßer Infrastruktur und exzellentem Service. Seit 1990 hat sich der Osten Europas in Bezug auf diese Bereiche weiterentwickelt und sogar den Westen überholt. Die Architektur der Stadt scheint historisch geprägt zu sein, ist jedoch größtenteils das Ergebnis eines umfangreichen Wiederaufbaus. Ein herausragendes Beispiel dafür ist das Nationale Musikforum, das von außen wie ein Massivbau wirken mag, jedoch innen einen gut durchdachten Aufbau mit einem 1800-Plätze-Konzertsaal und drei kleineren Satelliten bietet. Ein Konzert, das von Nachwuchsmusikern aus Berlin und Breslau gemeinsam aufgeführt wurde, erfreute die Zuhörer ganz besonders.

Inzidenztracker

Die Gestaltung des Konzertsaals orientiert sich nicht an dem Weinberg-Modell, das der Architekt Hans Scharoun mit der Berliner Philharmonie umgesetzt hat, sondern bleibt dem älteren Einrichtungsstil treu. Scharoun war bereits seit 1925 Professor an der Kunstakademie in Breslau tätig und hat damals schon in einer zeitlos modernen und organischen Weise gebaut. Ein weiteres beeindruckendes Bauwerk von ihm ist das „Ledigenwohnheim“ in der Werkbundsiedlung von 1929 am Stadtrand von Breslau. Es gibt insgesamt sechs solcher Siedlungen, die vom Werkbund vor dem Ersten Weltkrieg in Deutschland angeregt wurden. Breslau wirkt zwar regional etwas zurückhaltend, ist aber aufgrund seiner Architektur und Verbindung zu Hans Scharoun definitiv einen Besuch wert.

Lebt in Zwickau und ist seit vielen Jahren freier Redakteur für Tageszeitungen und Magazine im DACH-Raum.
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