Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) haben kürzlich eine umfangreiche Investition in die Zukunft der Straßenbahn angekündigt. Der Aufsichtsrat, unter dem Vorsitz von Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD), genehmigte die Beschaffung von 45 neuen „Urbanliner“-Zügen. Diese Züge stellen eine Weiterentwicklung des bekannten Bombardier-Modells „Flexity Berlin“ dar. Der erste Urbanliner wurde bereits geliefert und wird derzeit auf dem Betriebshof in Lichtenberg erprobt.
Die neuen Urbanliner sind mit einer Länge von 50 Metern deutlich länger als die bisherigen Flexity-Züge, die zwischen 30 und 40 Metern messen. Diese Längendifferenz erlaubt eine größere Kapazität: Der Urbanliner kann bis zu 312 Fahrgäste befördern, was 12 mehr sind als die bisherigen GT6-Züge. Die BVG plant, die neuen Züge ab dem ersten Quartal 2025 schrittweise in den Fahrgastbetrieb auf der stark frequentierten Linie M4 einzuführen.
Innovative Technik und Barrierefreiheit
Die Urbanliner zeichnen sich durch viele Neuerungen aus. Dazu gehört eine neue Fahrwerkskonstruktion, die eine erhöhte Laufruhe und reduzierte Erschütterungen verspricht. Auch das Beleuchtungskonzept wurde überarbeitet, sodass die Lichttemperaturen je nach Tages- und Jahreszeit angepasst werden. Sicherheitsmerkmale wie Warntöne und LED-Streifen an den Türen signalisieren Ein- und Ausstieg, während ein modernes Kamerasystem den Verzicht auf Außenspiegel ermöglicht und die Fahrer*innen vor Hindernissen warnt.
Besondere Beachtung fand der Aspekt der Barrierefreiheit. Die neuen Züge verfügen über Mehrzweckabteile für Rollstühle und Rollatoren, Komfortsitze für mobilitätseingeschränkte Personen sowie spezielle Haltestangen. Auch die Spaltüberbrückung ermöglicht einen barrierefreien Einstieg an Haltestellen mit linksseitigem Einstieg.
Simulatoren für die Ausbildung des Fahrpersonals
Zusätzlich zur Anschaffung neuer Züge investiert die BVG rund fünf Millionen Euro in die Ausbildung des Fahrpersonals. Geplant sind zehn neue Straßenbahn-Simulatoren, die verschiedene Verkehrssituationen und Wetterverhältnisse darstellen können. Davon sind acht als Pult-Variante mit sieben Monitoren vorgesehen. Zwei mobile Desktop-Simulatoren sollen insbesondere für Fortbildungszwecke zur Verfügung stehen. Hersteller Corys wird eine virtuelle Strecke von 100 Kilometern liefern, um das Training realistischer zu gestalten. Die Simulatoren sollen ab 2026 geliefert werden.
Insgesamt erwartet die BVG die Lieferung der 45 neuen Züge ab 2026, wobei die Entscheidung über weitere Bestellungen vom Aufsichtsrat genehmigt werden muss. Der Rahmenvertrag mit Alstom beläuft sich auf maximal 117 Urbanliner, von denen bereits im ersten Abruf 20 Fahrzeuge bestellt wurden.
Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU), Wirtschaftssenatorin Giffey und Verkehrssenatorin Ute Bonde wiesen während der präsentation des ersten Urbanliners auf die Bedeutung dieser Fortschritte für die künftige Mobilität in Berlin hin. Die neuen Fahrzeuge sollen ab dem Frühjahr 2025 die älteren Modelle auf der M4 ersetzen, die derzeit im Doppelbetrieb ein wichtiges Rückgrat des öffentlichen Verkehrs in der Hauptstadt darstellen.