Die Initiative „Alte Markthalle“ in Bollschweil, gelegen etwa zehn Kilometer südlich von Freiburg, setzt sich für die Sicherung der Nahversorgung in der Region ein. Der Verkauf von Obst, Gemüse und Blumen findet in der alten Markthalle statt, jedoch nur bis 2026. Peter Gißler, ein Sprecher der Initiative, betont die Möglichkeit einer gemeinschaftlichen Finanzierung, um die Markthalle als einzigen Laden in Bollschweil zu erhalten und mit einem Café zu ergänzen. Die Zusammenarbeit mit KoWerk wird als wertvolle Starthilfe angesehen und ermöglicht den persönlichen Austausch mit anderen engagierten Gruppen.

Die Initiative hat bereits klare Vorstellungen zur Organisation und Mitbestimmung formuliert. Luna Waitkuwait von der Kombucha-Brauerei St. Ferment hofft, durch KoWerk mehr Planungssicherheit zu erlangen. Dabei gibt es Herausforderungen bei der Umsetzung eines Abonnements für Kombucha, da Waitkuwait plant, den Mitgliedern Einblicke in den Produktionsprozess zu gewähren. Außerdem möchte die Gemüsegärtnerei Piluweri aus Müllheim genossenschaftlich organisiert werden, besonders da einige Gesellschafter in den Ruhestand gehen und mehr Mitbestimmung angestrebt wird.

Herausforderungen in ländlichen Regionen

Ländliche Regionen stehen angesichts des demografischen Wandels und einer alternden Bevölkerung vor erheblichen Herausforderungen. Dienstleistungen des täglichen Bedarfs sind oft nicht in unmittelbarer Nähe verfügbar, was längere Wege zu Supermärkten, Ärzten und Poststellen zur Folge hat. Besonders für Menschen ohne Auto ist dies eine große Belastung, was zu einem Verlust an Attraktivität der Orte führen kann. Insgesamt wohnen zwei Drittel der Bewohner ländlicher Räume mehr als 1.000 Meter beziehungsweise 15 Minuten Fußweg vom nächsten Lebensmittelgeschäft entfernt, wie BMEL berichtet.

Ein vielversprechender Ansatz zur Bekämpfung dieser Probleme sind Mehrfunktionshäuser, die als zentrale Treffpunkte für die Nahversorgung und andere Dienstleistungen dienen. Die Fachveranstaltung „Alle(s) unter einem Dach“, die im September 2022 in Berlin stattfand, präsentierte Erfahrungen aus dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung (BULE). Hier wurden 13 Projekte gefördert, um die Nutzung gemeinsamer Räume für ärztliche Versorgung, Nahversorgung und Bildung zu demonstrieren.

Erfolgreiche Beispiele und zukünftige Projekte

Erfolgreiche Mehrfunktionshäuser, wie in Deersheim und Bocholt-Spork, zeigen, wie alte Gebäude neu belebt werden können. Deersheim hat ein altes Hofgebäude in ein Mehrfunktionshaus mit Dorfladen, Café und Bildungsangeboten verwandelt. In Bocholt-Spork vereint der Ludgerushof Gesundheitsversorgung, Tourismus und Bürgerservice. Die Förderung solcher Projekte wurde 2017 in die Regelförderung über die Gemeinschaftsaufgabe GAK aufgenommen.

Die Initiative „Alte Markthalle“ wird zudem von einer Evaluation der Lernwerkstatt profitieren, deren Abschlussbericht von der Humboldt-Professur für Nachhaltige Ernährungswirtschaft im Frühjahr 2025 veröffentlicht wird. Das langfristige Ziel des KoWerk-Projekts ist es, ein ähnliches Programm deutschlandweit anzubieten, um die Entwicklungen in der Nahversorgung zu stärken und dezentrale, digitale Lerneinheiten zur Erreichung eines breiteren Publikums zu entwickeln.

Die Sicherstellung einer funktionierenden Nahversorgung in ländlichen Regionen ist entscheidend für die Lebensqualität. Die von der Initiative „Alte Markthalle“ und anderen Projekten wie den Mehrfunktionshäusern initiierten Maßnahmen könnten helfen, die Herausforderungen der Zukunft erfolgreich zu meistern und die Attraktivität der ländlichen Räume zu erhöhen.