Im April 1945, während die Rote Armee ihre Großoffensive auf Berlin startete, kam es in Bautzen zu einer der letzten entscheidenden Schlachten des Zweiten Weltkriegs auf der Ostfront. Die Stadt wurde zwischen dem 21. und 26. April zum Schauplatz intensiver Kämpfe zwischen der Deutschen Wehrmacht sowie sowjetischen und polnischen Streitkräften. Trotz einer zahlenmäßigen Unterlegenheit gelang es den deutschen Truppen, erheblichen Widerstand zu leisten und sogar die Stadt zurückzuerobern.
Die Situation vor den Kämpfen war angespannt. Die 52. Armee unter General Konstantin Korotejew und die polnische 2. Armee unter General Karol Świerczewski waren beauftragt, die südliche Flanke zu decken. Die 52. Armee setzte etwa 20.000 Soldaten ein, während die polnischen Truppen rund 90.000 Mann umfassten, die mit modernem Material ausgestattet waren. Auf deutscher Seite stellte General Fritz-Hubert Gräser etwa 50.000 Mann und ein zusammengewürfeltes Panzer-Arsenal mit rund 350 Fahrzeugen zur Verfügung, was die Ausgangslage komplex machte. Historiker Stefan Maximilian Brenner beurteilt die strategischen Fehlentscheidungen und persönlichen Verluste auf Seiten der Polnischen Zweiten Armee in der Zeitschrift „Militärgeschichte“.
Verluste und Kampfverlauf
Während der Kämpfe erlitten die polnischen Truppen massive Verluste. Hunderte Zivilisten fielen ebenfalls den Auseinandersetzungen zum Opfer. Die Kämpfe forderten rund 15.000 Tote und Verwundete auf allen Seiten. Statistiken der Schlacht zeigen, dass die polnischen Truppen 4.902 Soldaten verloren, 10.532 verwundet und 2.798 als vermisst gemeldet wurden. Auf deutscher Seite wurde die Verlusthöhe auf etwa 6.500 geschätzt. Insbesondere die polnische Armee erlebte, dass sie über 40 ihrer Kampfpanzer einbüßte und ihre Gefechtsgliederung durch die strategischen Entscheidungen von General Świerczewski geschwächt wurde.
Trotz der anfänglichen Erfolge der Roten Armee, die Bautzen räumten und Richtung Berlin vorrückten, waren die polnischen Truppen überwiegend unerfahren und schlecht ausgebildet. General Świerczewski teilte seine Streitkräfte, was die Effizienz der Operation erheblich beeinträchtigte. Letztlich führte dies dazu, dass die deutschen Einheiten die Stadt zurückerobern konnten. Auch wenn der militärische Befehlshaber der Deutschen, Hermann von Oppeln-Bronikowski, mit seinen Kräften erfolgreich war, blieb es ein Pyrrhussieg, da die strategischen Ziele nicht erreicht wurden.
Nachwirkungen und historische Bedeutung
In der Nachbetrachtung der Schlacht um Bautzen wird oft bemerkt, dass sie eine hohe historische Bedeutung für die polnischen Streitkräfte hatte. So erlitt die 2. Polnische Armee während der insgesamt 20 Monate, in denen sie aktiv war, 27% ihrer Verluste in diesem Kampf. General Świerczewski wurde für seine Leistungen trotz der hohen Verluste zum Armeegeneral befördert und spielte eine entscheidende Rolle in der kommunistischen Propaganda seiner Zeit.
Die Stadt selbst wurde schwer beschädigt; Schätzungen zufolge gingen circa 10% der Wohnhäuser und 33% des Wohnungsbestands verloren. In den Nachkriegsjahren wurde Bautzen erst bei der Kapitulation der deutschen Streitkräfte am 8. Mai 1945 an sowjetische und polnische Soldaten übergeben. Die Schlacht um Bautzen wird häufig als ein Wendepunkt innerhalb der größeren Berliner Offensive betrachtet, hatte jedoch keinen nachhaltigen strategischen Einfluss auf den Kriegsverlauf insgesamt.
Die historischen Reflektionen zu diesen Ereignissen sind vielfältig und oft kontrovers. Angesichts der hohen Verluste und der intensiven Kämpfe ist die Schlacht um Bautzen nicht nur ein entscheidendes Stück deutscher Militärgeschichte, sondern auch ein Beispiel für die komplizierten militärischen Realitäten und politischen Dynamiken der Zeit.
Mehr Informationen finden Sie in den Artikeln von Welt, Wikipedia und Wikipedia auf Deutsch.