Professor Mike Schlaich von der Technischen Universität Berlin hat kürzlich seine Erfahrungen auf einer Reise von Kapstadt nach Kairo dokumentiert, die er in einem Buch über das Thema „Bauen in Afrika“ festhält. Die Reise fand im Rahmen seiner sogenannten Bauingenieur-Safari statt, die am 28. April 2022 begann und insgesamt 45 Tage dauerte. Schlaich besuchte während seines sechsmonatigen Forschungssemesters verschiedene Länder des südlichen und östlichen Afrikas, um das Bauingenieurwesen und die dortigen regionalen Bauansätze zu untersuchen. In seinem Werk thematisiert er insbesondere die Gegebenheiten in zwölf ausgewählten afrikanischen Ländern.

Mit einer aktuellen Bevölkerung von 1,48 Milliarden Menschen und einer Prognose, die bis 2050 von einer Zunahme um 1,3 Milliarden ausgeht, wird der dringende Bedarf an Infrastruktur in Afrika deutlich. Laut Professor Schlaich stehen viele afrikanische Länder vor der Herausforderung, adäquate Wohnungen, Schulen, Krankenhäuser, Straßen, Brücken und eine verlässliche Energieversorgung zu schaffen. Besonders kritisch ist die Wasserversorgung, wie Beispiel Sudan zeigt, wo nur 7% der Bevölkerung über Wasser- und Abwasseranschlüsse verfügen und 53% der ländlichen Haushalte ihren Trinkwasserbedarf innerhalb von 30 Minuten Fußweg decken müssen.

Infrastruktur als Schlüssel zur Entwicklung

Ein weiteres wichtiges Projekt im Kontext der Infrastrukturentwicklung in Afrika ist das Programm für Infrastrukturentwicklung in Afrika (PIDA), das vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt wird. Ziel des PIDA-Programms ist es, bis 2040 ein umfassendes Netz an Infrastruktur in den Mitgliedstaaten der Afrikanischen Union zu entwickeln. Der Handlungsbedarf ist enorm: Infrastrukturelle Defizite in Afrika südlich der Sahara reduzieren das Wirtschaftswachstum um schätzungsweise 2% pro Jahr und die Produktivität um bis zu 40%. Außerdem haben nur 38% der Bevölkerung Zugang zu Elektrizität, während weniger als 10% über einen Internetzugang verfügen. Für notwendige Infrastrukturinvestitionen besteht eine Finanzierungslücke von 130 bis 170 Milliarden US-Dollar pro Jahr.

Die PIDA-Initiative ist Teil der Agenda 2063 der Afrikanischen Union, die sich der sozioökonomischen Transformation des Kontinents widmet. Über 60 PIDA-Projekte wurden bis 2020 unterstützt, darunter die Schaffung von 16.066 km Straßen und 3.506 km Energieübertragungsleitungen. Dennoch bleibt die Herausforderung bestehen, die politischen Rahmenbedingungen zu verbessern und private Investoren für Infrastrukturprojekte zu gewinnen.

Vielfältige Herausforderungen und innovative Ansätze

Die infrastrukturellen Engpässe führen zu einer Vielzahl von Problemen. Laut Berichten haben über 600 Millionen Menschen in Afrika keinen Zugang zu Strom und sind auf Biomasse als Brennstoff angewiesen, was erhebliche gesundheitliche und umwelttechnische Herausforderungen mit sich bringt. Außerdem leben 53% der Hauptverkehrsstraßen in Afrika in einem unbefestigten Zustand. Fast die Hälfte der Bevölkerung hat keinen Zugang zu Trinkwasser, und zwei Drittel leben ohne jegliches Abwasserentsorgungssystem.

Die Möglichkeit, dass Afrika das fossile Zeitalter überspringt, betont Professor Schlaich insbesondere im Hinblick auf die Nutzung von Solarenergie. Er argumentiert, dass der Kontinent ein großes Potenzial für den Einsatz nachhaltiger Baumaterialien wie Beton hat und innovative Ansätze benötigt, um die Herausforderungen der Urbanisierung und der Infrastrukturdefizite zu bewältigen. Das Buch von Schlaich gliedert sich in drei wesentliche Kapitel, die von der Baugeschichte Afrikas bis hin zu Zukunftsperspektiven reichen.

Die Debatte über infrastrukturelle Entwicklung wird international durch zahlreiche Initiativen wie das „Zentrum für globale Infrastruktur“ der G20 oder den Vorschlag „Compacts with Africa“ angeregt. Dabei wird betont, dass die Einbeziehung der Privatwirtschaft als Geldgeber und Projektentwickler von entscheidender Bedeutung ist, um die dringend benötigten Mittel und innovative Lösungen bereitzustellen.

Für weiterführende Informationen über Professor Schlaichs Arbeit und die Herausforderungen der Infrastrukturentwicklung in Afrika, können Sie die ausführlichen Berichte auf den Seiten der Technischen Universität Berlin, der GIZ sowie die tiefgreifenden Analysen auf Böll-Stiftung nachlesen.