Am 20. Januar 2025 wird Eugen Gomringer 100 Jahre alt. Er gilt als Mitbegründer der Konkreten Poesie und ist ein bedeutender Lyriker. Anlässlich seines Jubiläums findet in Rehau, seiner langjährigen Heimat, eine große Ausstellung statt, die sein umfangreiches Schaffen würdigt. Diese zeigt 100 Exponate, darunter Bilder, Bücher und Gedichte aus der „Sammlung Gomringer III“. Bürgermeister Michael Abraham hebt hervor, dass Gomringers Einfluss weit über seine Gedichte hinausgeht.

Eugen Gomringer wurde 1925 in Bolivien geboren und wuchs in der Schweiz auf. Sein erster Gedichtband „konstellationen constellations constelaciones“ erschien 1953. Mit diesem Werk und vielen weiteren strebte er an, mit Worten einfache und verständliche Werke zu schaffen. Von 1977 bis 1990 war er Professor für Theorie der Ästhetik an der Kunstakademie Düsseldorf.

Einfluss und Auszeichnungen

Sein bekanntestes Gedicht „avenidas“ war lange an der Alice Salomon Hochschule in Berlin zu finden, wurde jedoch wegen diskriminierender Interpretationen kritisiert. Seit 2018 ist das Gedicht nun an einer Hauswand in Rehau zu lesen. Gomringer erhielt am 21. Januar 2022 die Auszeichnung „Pro meritis scientiae et litterarum“ des Freistaates Bayern, die ihm im Kunsthaus Rehau von Bürgermeister Michael Abraham überreicht wurde. Diese Ehrung betont seinen bedeutenden Beitrag zur Verbindung von Kunst und Wissenschaft.

Durch seine vielfältige Karriere war Gomringer auch als Sekretär des Malers Max Bill an der Hochschule für Gestaltung Ulm aktiv. Zudem gründete er die Zeitschrift „Spirale“ und die „gomringer press“ und gab die Buchreihe „konkrete poesie – poesia concreta“ heraus. Er war ebenfalls Leiter des Schweizer Werkbundes und Kulturbeauftragter bei Rosenthal in Selb. Seine theoretischen Arbeiten und umfangreiche Korrespondenz haben die Konkrete Poesie entscheidend geprägt.

Ein Leben für die Kunst

Neuere Ausstellungen wie „Gomringer & Gomringer“ in Zürich (2016) und „Konkrete Poesie/poesia concreta“ in Rüsselsheim (2019/2020) zeigen die anhaltende Relevanz Gomringers Werk. In Rehau baute er gemeinsam mit seiner verstorbenen Frau Nortrud ein Archiv und Sammlungen auf, die letztlich zum „Institut für konstruktive Kunst und konkrete Poesie“ führten. Dies bildet den Grundstock des Ingolstädter Museums für Konkrete Kunst.

Die Konkrete Poesie, die Gomringer entscheidend mitgestaltete, wird als ein Dialog zwischen Dichter und Gedicht verstanden. Dabei ist sie ein Experimentierfeld für neue sprachliche Strukturen. Seine Gedichtformen wie „pingpong“ und „ciudad“ sind durch Permutationen und semantische Verbindungen charakterisiert und belegen, wie dialogisch und interkulturell diese Ausdrucksform ist. Der fortwährende Dialog zwischen Inhalt und Form bleibt ein zentrales Anliegen Gomringers und der Konkreten Poesie insgesamt.

Die bevorstehende Ausstellung in Rehau bietet somit nicht nur einen Rückblick auf das Lebenswerk eines außergewöhnlichen Künstlers, sondern auch eine Gelegenheit, seine anhaltende Wirkung auf die Gegenwart und Zukunft der Lyrik und Kunst zu würdigen. Während Gomringer heute feiert, wird sein Erbe weiterleben und neue Generationen inspirieren.