In Deutschland herrscht ein akuter Mangel an Sozialwohnungen, der durch den schleppenden Bau neuer Wohnungen verschärft wird. Laut einer neuen Studie des Pestel-Instituts fehlen aktuell etwa 550.000 bezahlbare Wohnungen. Diese Situation wird durch die demografischen Veränderungen, insbesondere die Rente der Baby-Boomer, weiter ansteigen, was den Druck auf den Wohnungsmarkt erhöht. In Berlin Lichtenberg wird derzeit ein neues Quartier mit 1.500 Sozialwohnungen in Modularbauweise durch die Wohnungsbaugesellschaft Gewobag realisiert. Diese Bauweise verspricht nicht nur eine beschleunigte Umsetzung, sondern auch Kosteneinsparungen im Vergleich zum konventionellen Bauen.
Die Modularbauweise, wie sie von der Firma Goldbeck umgesetzt wird, ermöglicht eine effiziente Nutzung von Ressourcen, wobei ein komplettes Bad innerhalb von nur 20 Minuten montiert werden kann. Der Preis für den Bau eines Gebäudes beträgt lediglich 2.000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche, was weniger als die Hälfte des regulären Baupreises darstellt. Dennoch wird von der Gewerkschaft IG Bau angemerkt, dass diese Bauweise hauptsächlich bei Neubauten auf freien Flächen vorteilhaft ist und bei Nachverdichtungen auf bestehenden Grundstücken vor Herausforderungen steht.
Der steigende Bedarf an Sozialwohnungen
Die Notwendigkeit, den sozialen Wohnungsbau voranzutreiben, wird immer dringlicher. Das Bündnis Soziales Wohnen fordert die Aufstockung der Wohnungsbauförderung, um die Errichtung von 100.000 neuen Sozialbauwohnungen pro Jahr zu unterstützen. Mit nur 23.000 neuen Sozialwohnungen, die die Ampel-Regierung zuletzt schaffen konnte, ist das Ziel weit entfernt. Um dieser Herausforderung zu begegnen, wird ein Investitionsbedarf von elf Milliarden Euro von Bund und Ländern geschätzt. Ein zentraler Aspekt ist die Senkung der Baukosten.
Vorschläge zur Kostensenkung beinhalten unter anderem den Verzicht auf „Luxus-Sozialwohnungen“ sowie eine Absenkung von Regelstandards. In Schleswig-Holstein werden bereits günstigere Bauweisen praktiziert, die beispielsweise Lärmschutzauflagen verringern und Wandstärken reduzieren.
Historischer Kontext und Herausforderungen
Der soziale Wohnungsbau in Deutschland hat eine wechselvolle Geschichte. Ende der 1980er Jahre wuchs die Wohnungsknappheit, was zu einer Wiederbelebung des sozialen Wohnungsbaus führte. Damals hielten Bund, Länder und Gemeinden das erste Wohnungsbaugesetz von 1950 für notwendig, um die damalige Nachkriegswohnungsnot zu bekämpfen. Auch wenn in den 1950er Jahren jährlich zwischen 500.000 und 600.000 Wohnungen gebaut wurden, hat sich die Situation im Laufe der Jahrzehnte gewandelt.
Ab den 1970er Jahren traten zunehmend Defizite und Grenzen des sozialen Wohnungsbaus zutage. Strukturprobleme, finanzielle und soziale Verzerrungen sowie ein Mangel an Qualität und Verwaltung wurden thematisiert. Der soziale Wohnungsbau war nicht als staatlich geführter Wohnungsbau konzipiert und ist stark von öffentlichen Zuwendungen an private Bauherren abhängig. Heute muss die Wohnungspolitik dringend umorientiert werden, um den aktuellen Herausforderungen gerecht zu werden und die Segmentierung zwischen der Wohnung als Ware und als sozialem Gut aufzuheben.
Insgesamt zeigt sich, dass ein umfassendes Konzept notwendig ist, um die Wohnungsnot zu lindern und den sozialen Wohnungsbau neu auszurichten. Die Herausforderungen sind groß, aber die Ansätze zur Behebung der Situation vielversprechend.