Die Verbesserung der Lesekompetenz von Grundschülern hat in Bayern mit der Einführung des Bayerischen Lesescreenings (BYLES) einen neuen Ansatz gefunden. Diese Initiative wurde von uni-regensburg.de initiiert, wobei Bayerns Kultusministerin Anna Stolz die Maßnahme offiziell in Grundschulen einführte. Das Programm basiert auf einem standardisierten, adaptiven Testinstrument, das speziell entwickelt wurde, um die Lesegrundlagen von Schülern der Jahrgangsstufen 2 bis 4 zu evaluieren und zu fördern. Über 184.000 Kinder nahmen bereits an der Premiere des Programms teil, die im November und Dezember 2024 stattfand.
BYLES wurde in enger Zusammenarbeit zwischen der Universität Regensburg und dem bayerischen Kultusministerium sowie Lehrkräften entwickelt. Prof. Dr. Udo Hebel betont die Bedeutung der empirischen Bildungsforschung, die durch eine neue Professorenstelle für Educational Data Science an der Universität Regensburg gestärkt wird. Diese Kooperation zielt darauf ab, Lehrkräften wertvolle Rückmeldungen über den Leistungsstand der Kinder zu geben und individuelle Förderempfehlungen bereitzustellen.
Zielsetzung und Methoden
Das Hauptziel von BYLES ist es, Fehlentwicklungen in der Leseentwicklung frühzeitig zu erkennen und geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Der Test nutzt differenzierende Aufgaben, um das individuelle Fähigkeitsniveau der Kinder zu ermitteln, was es Lehrern ermöglicht, gezielte Fördermaßnahmen zu implementieren. Dies steht im Einklang mit dem umfassenden Maßnahmenpaket zur Leseförderung, das im Rahmen der PISA-Offensive eingeführt wurde.
Das Lesescreening bietet nicht nur einen Überblick über die Lesekompetenz, sondern es zeigt auch konkrete Fördermöglichkeiten auf, die für die Schülerinnen und Schüler, die Lehrkräfte sowie die Eltern von Bedeutung sind. Lehrkräfte haben Zugang zu BYLES über die Plattform eddipuls und benötigen hierfür Login-Daten aus der BayernCloud Schule.
Herausforderungen in der Lesekompetenz
Wie in der IGLU-Studie von 2021 zu beobachten, zeigt sich ein Rückgang der mittleren Lesekompetenz in Deutschland, wo rund ein Viertel der Viertklässler unzureichende Lesekompetenzen aufweist. Dies betrifft insbesondere Kinder aus sozial benachteiligten Familien. Der Einsatz von effektiven Leseförderstrategien, wie phonologischer Bewusstheit und strategischem Umgang mit Texten, wird zunehmend wichtiger, um den Herausforderungen durch unterschiedliche Ausgangsniveaus der Schüler gerecht zu werden. In der Praxis ist es unerlässlich, dass die Diagnostik zur Leseförderung wenig Aufwand für die Lehrkräfte erzeugt und zeitnahe Rückmeldungen liefert.
Die Relevanz der Leseförderung erstreckt sich nicht nur auf die Grundschule; sie ist eine Schlüsselkompetenz für das Bildungssystem insgesamt. In Deutschland wird im internationalen Vergleich relativ wenig Zeit für die Leseförderung aufgebracht, was die Notwendigkeit unterstreicht, weitere Maßnahmen zu fördern und effektive Ansätze zu evaluieren. Die Zusammenarbeit zwischen Forschung, Verwaltung und Bildungspraxis spielt dabei eine zentrale Rolle, um Evidenz in die Praxis zu überführen und die Leseförderung nachhaltig zu verbessern.
Abschließend lässt sich festhalten, dass mit BYLES ein vielversprechendes Instrument zur Leseförderung in bayerischen Grundschulen eingeführt wurde, welches zur Stärkung der Lesekompetenzen beitragen kann und das Ziel verfolgt, den Umgang mit Literatur zu fördern, was letztlich auch die Bildungs- und Teilhabemöglichkeiten der Kinder verbessert.