Vorfall | Sonstiges |
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Ort | Suhl |
In einer Zeit, in der Solidarität mit der Ukraine mehr denn je gefragt ist, hat die thüringische Stadt Suhl eine überraschende Entscheidung getroffen: Sie wird keine Städtepartnerschaft mit der ukrainischen Stadt Podilsk eingehen. Dies geschah während einer Stadtratssitzung am 30. Oktober, in der nur neun von 36 Ratsmitgliedern für Gespräche mit Podilsk stimmten. Die Entscheidung sorgte für Aufregung, insbesondere in Würzburg, das seit Februar 2023 Partnerschaften mit den ukrainischen Städten Lwiw und Luzk pflegt. Laut einem Bericht der Main-Post zeigt dies, wie unterschiedlich die kommunalen Ansätze zur Unterstützung der Ukraine sind.
Die Entscheidung des Suhler Stadtrates, die Partnerschaft mit Podilsk abzulehnen, wurde ohne große Diskussion getroffen. Georg Vater, der Leiter der Lokalredaktion Suhl/Zella-Mehlis, erklärte, dass die Ablehnung die Mehrheit der Bevölkerung hinter sich habe. Dies wirft Fragen auf, wie die Bürger tatsächlich zu einer möglichen Partnerschaft mit der ukrainischen Stadt stehen. Die stärksten Parteien im Stadtrat, CDU und AfD, scheinen hier eine prägende Rolle zu spielen, während einige Mitglieder anderer Fraktionen für Gespräche plädierten.
Hintergründe und Reaktionen
Suhl unterhält bereits seit 1969 eine Städtepartnerschaft mit der russischen Stadt Kaluga, was die Entscheidung gegen Podilsk in einem anderen Licht erscheinen lässt. Matthias Gering, ein CDU-Stadtrat, der gegen die Gespräche stimmte, betonte, dass die Ablehnung weniger mit Kaluga zu tun habe, sondern vielmehr mit der aktuellen Situation. Er äußerte Bedenken, dass eine Partnerschaft mit der Ukraine in der gegenwärtigen Lage einseitig sei. „Eine Partnerschaft muss von den Bürgern ausgehen“, sagte Gering und stellte die Frage, wie dies in der aktuellen Situation mit der Ukraine möglich sei.
CDU-Fraktionschef Lars Jähne, der die Gespräche mit Podilsk unterstützte, äußerte ebenfalls Bedenken, sah jedoch die Möglichkeit, dass der Oberbürgermeister Gespräche hätte führen können, um die Situation zu klären. „Nicht miteinander zu reden, egal welche Ansichten man hat, halte ich für den größten Fehler“, so Jähne. Diese Worte spiegeln die Enttäuschung über die Entscheidung des Stadtrates wider und zeigen, dass es innerhalb der politischen Landschaft Suhls unterschiedliche Meinungen gibt.
Die Bedeutung der Städtepartnerschaften
Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt wollte sich nicht direkt zu Suhls Entscheidung äußern, betonte jedoch, dass eine Städtepartnerschaft von der Bevölkerung getragen werden müsse. In Würzburg wurde die Zusammenarbeit mit Lwiw und Luzk einstimmig beschlossen, was zeigt, dass die Stadt eine klare Haltung zur Unterstützung der Ukraine hat. Suhls Oberbürgermeister André Knapp fand die Entscheidung des Stadtrates „befremdlich“ und stellte die Frage, was man von anderen Ländern erwarten würde, wenn man selbst um Hilfe bitten würde. Gespräche mit Podilsk wären ein positives Signal gewesen, unabhängig vom Ausgang.
Die formelle Absage an Podilsk soll in den kommenden Tagen formuliert werden, was die Kluft zwischen den Städten und deren Ansichten zur Unterstützung der Ukraine weiter verdeutlicht. Während Würzburg aktiv Partnerschaften mit ukrainischen Städten eingeht, bleibt Suhl in seiner Entscheidung zurückhaltend und zeigt, wie unterschiedlich die Reaktionen auf den Krieg in der Ukraine sind. Die Situation wirft die Frage auf, wie Städtepartnerschaften in Krisenzeiten gestaltet werden sollten und welche Rolle die Bürger dabei spielen.