Forschungsteams der Universität Würzburg haben sich mit der Verbesserung der Lebensbedingungen für Insekten in fränkischen Landschaften beschäftigt. Im Rahmen ihrer Studie, die in der Fachzeitschrift Proceedings of the Royal Society B veröffentlicht wurde, wurden über fünf Monate hinweg Insektenpopulationen auf 40 Kalkmagerrasen-Flächen in Nordbayern untersucht. Hierbei wurden Bienen, Schwebfliegen und Schmetterlinge gesammelt, bestimmt und gezählt.
Insgesamt konnten 231 Wildbienenarten, 90 Schmetterlingsarten und 62 Schwebfliegenarten nachgewiesen werden. Ein Viertel der Wildbienenarten sowie ein Drittel der Schmetterlingsarten gelten als gefährdet. Diese alarmierenden Zahlen verdeutlichen den Rückgang der Artenvielfalt in Kulturlandschaften, der durch intensive Landwirtschaft, Flächenversiegelung und den Klimawandel bedingt ist.
Ursachen des Artenrückgangs
Der Weltbiodiversitätsrat schätzte bereits 2019, dass von acht Millionen Arten eine Million vom Aussterben bedroht ist; neuere Studien sprechen sogar von zwei Millionen gefährdeten Arten. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Die Versiegelung und Bebauung von Flächen, Schadstoffeintrag in Luft und Gewässer, der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sowie Lichtverschmutzung und der Verlust von Lebensräumen aufgrund landwirtschaftlicher Veränderungen spielen eine zentrale Rolle. Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) ist der Erhalt der Biodiversität entscheidend für eine nachhaltige Nahrungsmittelerzeugung und sichert wichtige Ökosystemleistungen, wie die Bestäubung von Pflanzen und die Bodenfruchtbarkeit.
Die Forschung hat gezeigt, dass größere Kalkmagerrasenflächen mit einem höheren Artenreichtum an Solitärbienen und Schmetterlingen korrelieren. Eine Zunahme der angrenzenden Ackerflächen um einen Hektar führt hingegen zu einem Rückgang der Bienenpopulationen um ein Drittel. Um diesem Trend entgegenzuwirken, können Maßnahmen wie eine angepasste Bewirtschaftung und die Verbesserung der Lebensraumqualität entscheidend sein.
Maßnahmen zur Förderung der Biodiversität
Der ökologische Landbau zeigt positive Auswirkungen auf die Bestäuberpopulationen: Bei einer Bewirtschaftung von 10 % der Ackerflächen unter biologischen Bedingungen lässt sich eine Zunahme der Hummelpopulation um 10 % sowie eine Steigerung bei gefährdeten Schmetterlingen um 20 % verzeichnen. Dem BMEL zufolge werden jährlich rund drei Millionen Euro in Projekte zur Erhaltung der biologischen Vielfalt investiert. Initiativen, wie die LIFE Insektenfördernde Regionen, bieten Landwirt*innen Maßnahmenblätter an, um die Biodiversität in verschiedenen Landwirtschaftsbereichen zu schützen. Diese Masnahmen wurden in Zusammenarbeit mit Landwirt*innen auf Demonstrationsbetrieben entwickelt und sollen den Naturschutz in die tägliche Praxis integrieren.
Zusätzlich fördert das BMEL die Umsetzung von Aktionsprogrammen, wie dem Aktionsprogramm Insektenschutz (API), das darauf abzielt, die Lebensbedingungen für Insekten zu verbessern. Des Weiteren wird in der Ackerbaustrategie 2035 ein Fokus auf den Erhalt und die Förderung der Biodiversität gelegt. Die Initiative der : Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt, die 2007 beschlossen wurde, wird kontinuierlich fortentwickelt, um auch zukünftigen Herausforderungen standzuhalten.
Um das Artensterben zu bremsen, ist es von großer Bedeutung, hochwertige Lebensräume auszudehnen und besser zu vernetzen. Landwirtschaft spielt hierbei eine entscheidende Rolle, da sie nicht nur Lebensmittel produziert, sondern auch als Landschaftsgestalter und Naturschützer fungiert. Durch geeignete Maßnahmen sind Landwirt*innen in der Lage, die biologischen Vielfalt aktiv zu fördern und somit einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung der Artenvielfalt zu leisten.