Tinder und andere Datingportale setzen zunehmend auf Künstliche Intelligenz (KI), um das Nutzerverhalten zu verbessern. Dabei liegt der Fokus vor allem auf männlichen Nutzern, um respektvollere Kommunikation zu fördern. Wie t-online.de berichtet, implementierte die Match Group, Betreiberfirma von Tinder und Hinge, eine KI, die problematische Nachrichten erkennt, bevor sie verschickt werden. Das Sicherheitskonzept zielt darauf ab, Verhaltensänderungen herbeizuführen und die Dating-Erfahrungen insgesamt sicherer zu gestalten.
Problematische Nachrichten werden intern als „zu viel, zu früh“ bezeichnet. Die KI-gestützte Funktion hat die Fähigkeit, potenziell missbräuchliche oder sexuell aufdringliche Nachrichten zu identifizieren und warnt die Nutzer automatisch. Statistiken zeigen, dass etwa 20 Prozent der Nutzer ihre Nachrichten überarbeiten, nachdem sie eine solche Warnung erhalten haben. Diese Entwicklungen kommen zu einem Zeitpunkt, an dem große Dating-Plattformen mit rückläufigen Nutzerzahlen konfrontiert sind, während die Generation Z Anzeichen von „Dating-App-Müdigkeit“ zeigt.
Herausforderungen im Dating-Markt
Die Bedeutung junger Frauen als wichtigste demografische Gruppe für Dating-Apps ist unbestritten. Zudem sieht sich die Match Group mit ausgefeilten Betrugsmaschen konfrontiert. Laut der US-amerikanischen Federal Trade Commission verloren Verbraucher im letzten Jahr 823 Millionen US-Dollar durch romantische Betrügereien. Diese Angebote etwa an gefälschten Profilen und betrügerischen Kontaktanfragen verdeutlichen die Dringlichkeit, das Nutzerverhalten sicherer zu gestalten.
Eine bevölkerungsrepräsentative Studie von Parship untersucht ebenfalls die Einstellung der Deutschen zu KI im Online-Dating. Nach Angaben von parship.de lehnen 76% der Singles den Einsatz von KI beim Online-Dating ab, weil sie echte Menschen und Gefühle bevorzugen. Diese ablehnende Haltung teilt auch die Mehrheit der Gesamtbevölkerung, wo 72% gegen KI im Dating sind. Interessanterweise ist die Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen am offensten für neue Technologien, jedoch lehnen auch 66% dieser Gruppe KI ab.
Die Rolle der Künstlichen Intelligenz
Die Studie zeigt außerdem, dass 78% der Befragten persönlich verfasste Nachrichten gegenüber automatisch generierten vorziehen. Insbesondere 80% der 18- bis 29-Jährigen erwarten, dass die Nachrichten auf Dating-Apps von der Person hinter dem Profil stammen. Dennoch zeigen 31% der Männer und 21% der Frauen Interesse daran, KI zur Unterstützung beim Verfassen von Nachrichten zu nutzen. Je jünger die Zielgruppe, desto offener sind die Nutzer anscheinend für KI-gestützte Kommunikation, wobei 38% der 18- bis 29-Jährigen und 32% der 30- bis 39-Jährigen den Einsatz solcher Technologien als Inspirationsquelle erwägen.
Auf die Frage, ob KI in der Zukunft eine Rolle bei der Partnersuche spielen wird, antworten 53% der Deutschen mit Ja, wobei Männer (57%) hierbei optimistischer sind als Frauen (49%). Dies deutet darauf hin, dass trotz der allgemeinen Skepsis gegenüber KI im Dating-Bereich eine Diskrepanz zwischen Tradition und Innovation besteht.