In Wolfratshausen brodelt die Diskussion um die finanzielle Situation im ÖPNV und die damit verbundenen Entscheidungen des Landrats. Der X-Bus 970, der zwischen Wolfratshausen und Starnberg verkehrt, steht im Zentrum des Konflikts. Die Wolfratshauser CSU hat die Reaktion von Landrat Josef Niedermaier als „enttäuschend“ kritisiert, nachdem dieser die Bedenken von Stadtrat Günther Eibl über steigende Kosten für den Bus-Ausbau als „Gequatsche“ abtat. Der Streit entblößt tiefere finanzielle Herausforderungen der Stadt, die mit einem nicht ausgeglichenen Haushaltsplan konfrontiert ist.

Der Haushaltsplan für 2025 zeigt ein Defizit von rund 308.000 Euro, was Bürgermeister Klaus Heilinglechner unter Druck setzt. Während der aktuellen Sitzung berichtete Kämmerer Peter Schöfmann, dass keine Zuführung zum Vermögenshaushalt möglich ist, wodurch die Stadt gezwungen ist, Einsparpotenziale zu identifizieren. Ein zentraler Kostenfaktor ist die steigende Kreisumlage, die 2025 voraussichtlich von 15 auf rund 17 Millionen Euro steigen wird, was auch durch erhöhte Sozialausgaben bedingt ist. Die CSU sieht hierin eine große finanzielle Belastung, die das Handeln der Stadt gefährdet.

Kritik am Kreistag und den Ausgaben für den ÖPNV

Die Kritik an der Haushaltspolitik wird immer lauter. Manfred Fleischer von der Wolfratshauser Liste bezeichnete die Steigerung der Kreisumlage als „nicht tragfähig“ und denkt sogar über juristische Schritte nach. Heilinglechner hat wiederholt gefordert, dass sich der Landrat zu den hohen Ausgaben für den Personennahverkehr Gedanken machen müsse. Die Stadt muss aufgrund der finanziellen Situation entweder die Ausgaben kürzen oder die Einnahmen durch erhöhte Gebühren und Steuern steigern.

Einzelne Stadträte sprechen sich für eine Überprüfung des ÖPNV-Ausbaus aus, um besser mit den angestiegenen Kosten umzugehen. Die CSU fordert zudem Einsparungen im Kreishaushalt. Vize-Bürgermeister Eibl hatte zuvor erklärt, dass der ÖPNV die Stadt finanziell stark belastet, was Landrat Niedermaier als „populistischen Quatsch“ abtat. Eibl hat ebenfalls die Unrentabilität bestimmter Busverbindungen in Frage gestellt, was ihm Kritik einbrachte.

Hintergrund der Preiserhöhungen im ÖPNV

Die Problematik um die Finanzierung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) ist nicht nur lokal, sondern hat auch nationale Dimensionen. In vielen Städten Deutschlands steigen die Fahrpreise, was Fahrgäste häufig als unangemessen empfinden. Dennoch akzeptieren viele diese Preiserhöhungen, da realistische Alternativen fehlen. Die finanziellen Rahmenbedingungen sind komplex und schwanken stark nach Region. Hauptgründe für die Preiserhöhungen sind steigende Personalkosten sowie höhere Betriebs- und Infrastrukturkosten, wie Zukunft Mobilität erklärt.

Das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG), ein zentrales Finanzierungsinstrument, steht ebenfalls zur Debatte, da es in naher Zukunft ausläuft und neu verhandelt werden muss. Zudem wird eine Erhöhung der Mineralölsteuer als mögliche Lösung zur Verbesserung der Finanzausstattung des ÖPNV diskutiert.

Aktuell fehlt Wolfratshausen etwa 300.000 Euro, um einen ausgeglichenen Haushalt zu erreichen. Der Druck auf die Stadt wird zunehmen, sich sowohl um die finanzielle Stabilität als auch um eine zukunftsfähige Mobilität zu kümmern. Der Spannungsfeld zwischen notwendigen Investitionen und den damit verbundenen Finanzierungsfragen wird die kommende Haushaltsdebatte dominieren.