In einer Welt, in der Hunde und Katzen oft im Mittelpunkt literarischer und kultureller Betrachtungen stehen, rücken zwei neue Bücher die oft vernachlässigten Spinnen in den Fokus. Die Monographien von Jan Mohnhaupt und Lothar Müller beleuchten die faszinierende Rolle dieser Kreaturen in der Natur und Kultur und bieten einen umfassenden Einblick in ihre Geschichte.

Spinnen leben seit 300 Millionen Jahren auf unserer Erde und sind in vielen Haushalten anzutreffen. Trotz ihrer weitreichenden Präsenz empfinden viele Menschen Ekel gegenüber diesen Tieren und dulden sie häufig nur als unerwünschte Mitbewohner. Mohnhaupt, der seine Faszination für Spinnen bereits in seiner Kindheit entdeckte, erzählt von seiner langjährigen Beziehung zu seiner Vogelspinne Alpha, mit der er über 25 Jahre zusammenlebte. Er sieht in Spinnen „wirkmächtige Akteurinnen“, die die Geschichte der Menschheit maßgeblich beeinflusst haben, und behandelt in seinem Werk Themen wie die Auswirkungen von Spinnen auf Architektur und Materialforschung sowie deren kulturelle Bedeutung.

Kulturelle Perspektiven und Mythen

Die historischen Darstellungen von Spinnen sind oft von Negativität geprägt, wie zum Beispiel in Ovids Metamorphosen oder durch den Alchemisten Paracelsus. Mohnhaupt hebt jedoch auch positive Aspekte hervor, etwa die Bewunderung des Spinnennetzes im Mittelalter und die Popularität der Figur Spider-Man. Lothar Müller ergänzt diese Perspektive, indem er die Vielfalt der Mythen und Sagen über Spinnen in verschiedenen Kulturen betont. So erzählt er unter anderem die Legende, wie eine Spinne Robert the Bruce half, und berichtet von der Naturforscherin Maria Sibylla Merian, die 2017 nach ihrem Tod als Namensgeberin einer neuen Spinnenart geehrt wurde.

Beide Autoren bieten einen faszinierenden Blick auf die literarische Geschichte von Spinnen und erwähnen bedeutende Werke von Autoren wie Jeremias Gotthelf und Joseph Roth. Ihre Bücher können als Reaktion auf die vorherrschende Literatur über Haustiere interpretiert werden und bieten einen tiefgreifenden Einblick in die Biologie, Geschichte und kulturelle Bedeutung von Spinnen.

Die Kunst des Spinnens in Mythen

Ergänzend zu den wissenschaftlichen und kulturellen Betrachtungen der beiden Bücher wird die Rolle des Spinnens in Mythen und Märchen auch in einer Sonderausstellung beleuchtet, die im Alamannenmuseum Ellwangen stattfindet. Unter der Leitung von Kurator Dip.-Ing. Jürgen Heinritz wird das Handwerk des Spinnens in bekannten Erzählungen wie „Stroh zu Gold“ sowie den Nornen in der nordischen Mythologie thematisiert. Besonders im Mittelpunkt steht das lothringische Märchen „Holundermutter“, das die Vorstellungen und den Einfluss des Spinnens in der Geschichte verdeutlicht.

Diese Initiative zeigt, dass das Thema Spinnen nicht nur in der Literatur, sondern auch in der bildenden Kunst und in der Volkskultur von Bedeutung ist. Interessierte können die Ausstellung besuchen, die um 18:00 Uhr beginnt, wobei das Museum bis zum Vortragsbeginn geöffnet bleibt. Der Eintrittspreis beträgt 5,00 Euro.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl die neuen Bücher als auch die aktuelle Ausstellung dazu beitragen, das Bild von Spinnen in der Gesellschaft neu zu definieren und deren bedeutende Rolle in der Kulturgeschichte zu würdigen. Für weitere Informationen über die kulturelle und natürliche Geschichte von Spinnen lohnt sich ein Blick auf Riffreporter.

Die Werke von Mohnhaupt und Müller und die begleitende Ausstellung sind ein klarer Aufruf, die oft übersehenen Geschöpfe und ihre Geschichten in einem neuen Licht zu betrachten.

Erfahren Sie mehr über die Bücher von Jan Mohnhaupt und Lothar Müller in der FAZ sowie über die Ausstellung in der Gesellschaft für Archäologie.