Heute stehen an Schulen zahlreiche Initiativen im Mittelpunkt, die das Verständnis und die Werte der Demokratie bei Jugendlichen fördern. An der Johann-Rieder-Realschule in Rosenheim wird dies gerade eindrucksvoll umgesetzt. Schüler wie Daniel Mino (15), der aus Italien stammt und selbst Erfahrungen mit Rassismus gemacht hat, halten Vorträge über Themen wie Rassismus, Demokratie und Diversität. Diese Vortragsreihe, die Oberbürgermeister Andreas März und Schulleiterin Sibylle Daxlberger unterstützt, zeigt den Jugendlichen, wie wichtig ihr Mitspracherecht ist.
Die Schüler beschäftigen sich über drei Tage mit verschiedenen politischen Aspekten, darunter die Unterscheidung zwischen präsidentieller und parlamentarischer Demokratie sowie die Rolle von Falschnachrichten in der heutigen Zeit. Ihre 20-minütigen Präsentationen umfassen auch die Gestaltung von Schulregeln und Projekte wie „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ und verdeutlichen das Engagement der Schüler für eine aktivere gesellschaftliche Rolle.
Demokratiebildung im Jugendalter
Die aktuelle Initiative in Rosenheim ist Teil eines größeren Rahmens von Demokratiebildungsprogrammen, der 2024 mit der fünfjährigen Förderphase „Demokratie leben!“ und dem Kompetenznetzwerk „Demokratiebildung im Jugendalter“ endet. Rund 80 Teilnehmer versammelten sich zur Abschlussveranstaltung und besprachen, wie die Netzwerkstrukturen und Ergebnisse auch in Zukunft wirken werden. Partnerorganisationen, darunter Schule ohne Rassismus, haben sich darauf spezialisiert, Räume zu schaffen, in denen Jugendliche für Gleichwertigkeit eintreten können.
Ein zentrales Thema der Veranstaltung war die Notwendigkeit der Schaffung von Zugehörigkeitsgefühlen, die als Basis für nachhaltige Demokratiebildung angesehen werden. Darüber hinaus wurden verschiedene Forderungen zur Bekämpfung von Diskriminierung in Schulen präsentiert. Diese reichten von einer Anpassung der Landesantidiskriminierungsgesetze bis hin zu spezifischen Maßnahmen für eine erfolgreiche Demokratiebildung in Schulen.
Demokratie als Gewaltprävention
Demokratiebildung spielt auch eine entscheidende Rolle in der Gewaltprävention unter Jugendlichen. Laut Anouk Kaltenbach und Barbara Wick wird der Klassenrat als effektives Werkzeug für die Förderung demokratischer Werte und echter Partizipation hervorgehoben. Schulsozialarbeiter unterstützen diesen Prozess, indem sie sicherstellen, dass Schüler lernen, demokratische Prinzipien zu schätzen und gewaltfrei zu kommunizieren.
Die bundesweite Initiative fördert das Wissen um demokratische Prozesse und vermittelt Kompetenzen wie Kompromissfähigkeit, Selbstreflexion und Empathie. Diese „Demokratiekompetenzen“ sind essenziell, um Konflikte konstruktiv zu bearbeiten und Gewalt vorzubeugen. Dabei wird der Klassenrat nicht nur als ein Diagramm zur Diskussion, sondern als ein lebendiger Prozess dargestellt, der aktive Teilnahme und Verantwortung von Schülern fordert.
Die Herausforderungen, denen sich die Demokratieerziehung gegenübersieht, sind vielfältig. Dazu gehören unter anderem mangelnde Verankerung in der Lehrerausbildung und die Annahme, Schülerinnen und Schüler seien zu jung für Mitbestimmung. Dennoch ist es Ziel vieler Programme, die individuellen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler kontinuierlich zu fördern und ihnen eine Stimme in ihrem eigenen Lernprozess zu geben.
Insgesamt wird deutlich, dass die Förderung von Demokratie und das Bewusstsein für Diversität und Rassismus nicht nur als wichtiges schulisches Thema betrachtet wird, sondern auch als zentrale Komponente zur Stärkung des Zusammenlebens in der Gesellschaft. In Rosenheim setzen die Schüler mit ihren Projekten und Aktionen ein starkes Zeichen für das, was es bedeutet, aktiv in einer Demokratie zu leben und sich für eine bessere Zukunft starkzumachen.