„Die Machtfrage im Iran: Peseschkians symbolischer Sieg gegen Hardliner“
Der frisch gewählte iranische Präsident Massud Peseschkian mag als neues Gesicht des Wandels im Iran erscheinen, aber Experten zweifeln daran, dass er tatsächlich bedeutende Veränderungen herbeiführen kann. In einer knappen Stichwahl setzte sich der Reformpolitiker mit 54 Prozent der Stimmen gegen den ultrakonservativen Gegenkandidaten Said Dschalili durch. Seine moderaten Reformen, die eine Annäherung an den Westen und wirtschaftliche Erholung vorsehen, könnten jedoch an den Realitäten der Macht im Iran scheitern.
Als erfahrener Chirurg und ehemaliger Gesundheitsminister verfügt Peseschkian über eine lange Karriere im öffentlichen Dienst. Seine politischen Ambitionen wurden jedoch bereits in der Vergangenheit durch den mächtigen Religionsführer Ali Chamenei beschnitten. Peseschkians Loyalität zu Chamenei und seine gemäßigte Rhetorik könnten dazu beitragen, dass er als Präsident nur begrenzten Einfluss auf die politischen Entwicklungen im Iran hat.
Trotz persönlicher Tragödien, wie dem Verlust seiner Frau und seines Sohnes bei einem Autounfall, hat Peseschkian den Sprung in die höchsten politischen Ämter angestrebt. Seine Nominierung als einziger „Reformer“ im Rennen um das Präsidentschaftsamt wird als symbolischer Sieg gegen die Hardliner im Land gesehen. Politikwissenschaftler interpretieren Peseschkians Wahl als einen Schlag gegen die radikalen Kräfte im Iran, auch wenn sein Spielraum für politische Veränderungen begrenzt sein dürfte.
Peseschkians Amtszeit als Präsident könnte somit weniger durch konkrete Reformen geprägt sein, als vielmehr als ein Zeichen des Widerstands gegen die konservativen Eliten im Iran. Trotz seiner begrenzten Machtposition innerhalb des iranischen Politiksystems könnte sein Wahlsieg auf lange Sicht dazu beitragen, moderate Kräfte im Land zu stärken und gesellschaftliche Veränderungen anzustoßen. (nbe mit Material von dpa)