Mike Glemser, ein querschnittsgelähmter ehemaliger Eishockeyspieler, war kürzlich zu einem Gütetermin vor dem Amtsgericht Garmisch-Partenkirchen erschienen. Der 27-jährige Glemser fordert Schmerzensgeld von seinem ehemaligen Gegenspieler Jan Niklas Pietsch, nachdem er am 3. Februar 2023 während eines Oberligaspiels beim Starbulls Rosenheim gegen den SC Riessersee schwer verletzt wurde. Der Gütetermin endete jedoch ohne Einigung, und es wurde ein Kammertermin mit einem Streitwert von 822.000 Euro angesetzt. Welche Konsequenzen der Prozess für beide Seiten haben könnte, bleibt abzuwarten, zumal die Weiterführung des Verfahrens Monate in Anspruch nehmen könnte, da der Termin für die Kammerverhandlung noch nicht festgelegt ist.

Glemser hatte am besagten Tag nach einem Foul von Pietsch einen schrecklichen Sturz erlitten. Er prallte mit dem Kopf in die Bande und brach sich daraufhin den vierten und fünften Halswirbel. Der Vorfall führte dazu, dass er zehn Tage lang in einem künstlichen Koma lag und seither querschnittsgelähmt ist. Er kann weder Arme noch Beine bewegen und ist auf intensive Betreuung angewiesen. Begleitet wurde er zu dem Gerichtstermin von seiner Lebensgefährtin Lara.

Die Reaktion der Verteidigung

Pietsch erhielt für das Foul, das zu Glemsers Verletzung führte, lediglich eine fünfminütige Strafe. Sein Anwalt, Wolfram Cech, äußerte nach der Verhandlung, dass eine Einigung für Pietsch Regressforderungen auslösen könnte. Die Rechtsvertretung von Glemser argumentiert, dass Pietsch für den Arbeitsunfall schadenersatzpflichtig ist, was jedoch ein Element von Vorsatz erfordert. Cech wird den Fall als tragisch bezeichnet und betont, dass körperliche Kontakte wie der Foulcheck im Eishockey häufig vorkommen.

Besonders interessant ist, dass der Fall möglicherweise Grundsatzwirkung haben könnte. Eine Verurteilung Pietschs könnte weitreichende Folgen nicht nur für ihn, sondern auch für die gesamte Eishockey-Community haben. Pietsch, 33 Jahre alt, könnte mit seinem Privatvermögen haftbar gemacht werden, da seine private Haftpflichtversicherung auf einen Arbeitsunfall verweist.

Der Kontext im Eishockey

Eishockey gilt als eine anspruchsvolle und dynamische Sportart, die mit einem hohen Verletzungsrisiko behaftet ist. Laut trainingsworld.com resultieren etwa 80% aller Verletzungen aus akuten Traumata, die meist durch direkten Körperkontakt entstehen. Das Spiel selbst erfordert hohe Schnelligkeit, Kraftausdauer und schnelle Regenerationsfähigkeit, was die Spieler bei den hohen Laufgeschwindigkeiten von bis zu 50 km/h und Puckgeschwindigkeiten von bis zu 170 km/h besonders gefährdet.

Der Vorfall mit Glemser zeigt das Gefahrenpotenzial des Eishockeysports. Wie bereits erwähnt, liegt die Beweislast beim Geschädigten. In dieser Situation könnte die Entscheidung des Schiedsrichters nicht maßgeblich sein, sondern es wäre eine unabhängige Verschuldensprüfung durch das Gericht erforderlich. Experten betonen, dass trotz umfangreicher Schutzausrüstung Verletzungen nicht ausgeschlossen werden können und solche schweren Unfälle auch in Zukunft thematisiert werden müssen, um das Verhalten der Sportler zu beeinflussen.

Während Glemser nun auf einen Nachweis von Verantwortlichkeit hofft, bleibt abzuwarten, wie sich dieser außergewöhnliche Rechtsstreit entwickeln wird und welche Lektionen die Sportgemeinschaft daraus ziehen könnte.