Am 19. Januar 2025 kehren zehntausende zwangsweise vertriebene Palästinenser nach Gaza zurück, nachdem ein Waffenstillstand zwischen Israel und Hamas in Kraft trat. Dieser Friede wurde nach über 15 Monaten intensiven Konflikts erreicht und begann am Sonntag um 11:15 Uhr (09:15 GMT), fast drei Stunden später als ursprünglich vorgesehen. Die Verzögerung der Waffenruhe wurde auf Anordnung des israelischen Premierministers Benjamin Netanyahu zurückgeführt. In den vergangenen Monaten war fast die gesamte Bevölkerung Gazas, die rund 2,3 Millionen Menschen umfasst, während des Krieges in andere Gebiete vertrieben worden, oft sogar mehrfach.
In Jabalia im Norden Gazas kehrten Hunderte von Palästinensern auf einen von Trümmern geprägten Weg zurück. In der südlichen Stadt Khan Younis feierten die Menschen ihre bevorstehende Rückkehr. Eine Rückkehrerin drückte ihre Freude und Sehnsucht nach Gaza sowie nach ihren Angehörigen aus. Dennoch ist die Stimmung ambivalent, da während der Waffenstillstandsverzögerung die Zivilschutzbehörde Gazas von mindestens 19 getöteten Palästinensern in Folge israelischer Angriffe berichtete.
Unsicherheiten trotz Waffenruhe
Obwohl eine Waffenruhe im Gazastreifen bekannt gegeben wurde, bleibt die Unsicherheit groß, ob diese Vereinbarung stabil ist. Eine Palästinenserin aus dem Gazastreifen, die in Kairo lebt, zeigte sich zwar erfreut, hat jedoch auch große Ängste bezüglich der Zukunft. Das israelische Kabinett verschob aufgrund eines Rücktritts der Hamas von den Abmachungen eine Sitzung. Der israelische Finanzminister Smotrich forderte Garantien, dass der Krieg nach dieser ersten Phase wieder aufgenommen werden könnte. Dies könnte zu einer Koalitionskrise führen, falls Smotrich tatsächlich aus der Regierung austritt.
Das Abkommen sieht eine zunächst sechswöchige Feuerpause vor, gefolgt von Verhandlungen über eine mögliche zweite Phase. Trotz des temporären Friedens bleibt der grundlegende Konflikt zwischen Israel und Hamas bestehen. Es ist unklar, ob Israel alle seine Kriegsziele erreicht hat; während Hamas militärisch geschwächt wurde, ist sie jedoch weiterhin in der Lage, Widerstand zu leisten.
Ein möglicher Ausweg und zukünftige Herausforderungen
Über tausend palästinensische Gefangene könnten im Rahmen dieses Abkommens freikommen. Gleichzeitig könnte das Abkommen das Überleben der Hamas sichern, was das Risiko eines neuen Konflikts erhöht. Multiple Faktoren trugen zum Zustandekommen dieses Abkommens bei, darunter die Isolation der Hamas, der Druck auf Netanyahu und der Einfluss von Donald Trump. Umfragen zeigen, dass über 70 % der Israelis eine Einigung mit der Hamas befürworten.
Ein zukünftiger Wiederaufbau des Gazastreifens ist für die dritte Phase des Abkommens vorgesehen, jedoch sind die Details noch unklar. Trotz der vorherrschenden Waffenruhe bleibt der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern ungelöst. Die anhaltende Unsicherheit in der Region zeigt, dass der Friedensprozess weit mehr erfordert als nur einen temporären Waffenstillstand.
Zusammenfassend ist der heutige Tag für viele als Wendepunkt zu sehen, doch die Herausforderungen, die noch vor uns liegen, sind erheblich. Der Weg zu einem dauerhaften Frieden wird weiterhin steinig sein.
Für mehr Informationen: Al Jazeera, NZZ.