Am 16. Januar 2025 haben Israel und Hamas nach 15 Monaten intensiven Konflikts ein historisches Waffenstillstandsabkommen erreicht. Diese Einigung kommt nach einem verheerenden Krieg, der die 2,3 Millionen Einwohner Gazas stark betroffen hat. Das Abkommen, das von Katar, Ägypten und den Vereinigten Staaten vermittelt wurde, sieht verschiedene Phasen vor, die am Sonntag beginnen sollen, wobei wichtige Details, wie die Rückkehr von Gefangenen und die Rückführung von Vertriebene, ebenfalls geregelt werden.
Obwohl Hamas dem Abkommen bereits zugestimmt hat, bleibt die formale Genehmigung durch die israelische Regierung aus. Premierminister Benjamin Netanyahu hat ein Treffen seines Kabinetts zur Genehmigung des Abkommens aufgrund einer „Last-Minute-Krise“ seitens Hamas verschoben, während seine rechtsextremen Verbündeten dem Deal skeptisch gegenüberstehen.
Inhalt des Abkommens
Das Abkommen umfasst folgende Punkte:
- Ausbau humanitärer Hilfsmaßnahmen mit täglich 600 Lastwagen, die in den Gaza-Streifen einfahren sollen.
- Schrittweise Rückzugspläne der israelischen Armee.
- Die Freilassung israelischer Geiseln im Austausch für eine Vielzahl palästinensischer Häftlinge.
Die ersten israelischen Geiseln sollen bereits am ersten Tag der Waffenruhe freigelassen werden. Laut dem Abkommen müssen Hamas und Israel bestimmte Bedingungen einhalten: So wird erwartet, dass Hamas innerhalb der ersten sieben Tage Geiseln in festgelegten Gruppen freigibt.
Die Sorge um eine mögliche Wiederaufnahme der Feindseligkeiten bleibt bestehen, da Israel keine schriftlichen Garantien für die Friedensdauer gegeben hat. Dennoch erhielt Hamas verbale Zusicherungen von Ägypten und Katar bezüglich fortdauernder Verhandlungen.
Rückkehr der Vertriebenen und humanitäre Unterstützung
Ein besonders kritischer Punkt ist die Rückkehr der über 90% der Gaza-Bevölkerung, die während des Krieges vertrieben wurde. Bereits am siebten Tag nach Beginn des Abkommens dürfen Intern Vertriebene nach Nordgaza zurückkehren, allerdings unter Auflagen, einschließlich der Waffenabgabe und Inspektionen durch eine private Firma. Viele Rückkehrende werden auf zerstörte oder stark beschädigte Unterkünfte stoßen, da laut Berichten über 60% der Gebäude in Gaza während des Konflikts zerstört oder beschädigt wurden.
Die internationale Gemeinschaft, einschließlich der UN, hat ihre Bedenken hinsichtlich der Umsetzung des humanitären Hilfsplans geäußert, da die gegenwärtigen Liefervolumen unter den angestrebten 600 Lastwagen pro Tag liegen. In der ersten Phase sind auch umfangreiche Anstrengungen zur Bereitstellung von temporären Unterkünften und anderen Hilfen eingeplant, um den Bedürfnissen der zurückkehrenden Bevölkerung gerecht zu werden.
Blick in die Zukunft
Die Verhandlungen zur zweiten Phase des Abkommens sollen nach 16 Tagen beginnen. Ziel ist es, einen dauerhaften Waffenstillstand zu erreichen. In dieser Phase wird auch über die vollständige Rückkehr der verbleibenden Geiseln sowie über die Abzugsstrategien der israelischen Streitkräfte verhandelt.
Die internationale Gemeinschaft beobachtet die Situation genau, da unklar bleibt, welche politische Struktur Gaza nach dem Waffenstillstand verwalten wird. Während die Vereinigten Staaten eine Reform der palästinensischen Autorität befürworten, bleibt die Frage, wie eine langfristige Stabilität in der Region erreicht werden kann, weiterhin offen.
Insgesamt zeigt die neue Vereinbarung, dass trotz der tiefen Gräben zwischen den Konfliktparteien ein Weg zur Lösung möglich ist, der jedoch durch Misstrauen und die Komplexität der Geopolitik erheblich erschwert wird. Mehr Informationen zu den Hintergründen finden Sie bei Al Jazeera, The New York Times und Spiegel Online.