Israel hat die angekündigte Freilassung von 620 palästinensischen Gefangenen, die ursprünglich zur Freilassung weiterer Geiseln in Gaza vorgesehen war, verschoben. Diese Entscheidung sorgt für Spannungen im fragilen Waffenstillstandsabkommen mit Hamas, das seit dem 19. Januar in Kraft ist. Laut Al Jazeera äußerte Premierminister Benjamin Netanyahu, dass die Freilassung der Palästinenser bis zur Beendigung von Hamas’ „demütigenden Zeremonien“ aufgeschoben wird. Währenddessen wehrte sich Hamas gegen diese Entscheidung und nannte sie eine „offensichtliche Verletzung“ des Abkommens.
Die Verzögerungen kommen nach der Freilassung von sechs israelischen Geiseln durch Hamas, die am Samstag stattfand. Diese Gruppe war die letzte der lebenden Geiseln, die in der ersten Phase des Waffenstillstands freigelassen werden sollte. Israel hatte zuvor mit Empörung auf den Rückgabevorfall von Leichnamen reagiert, der dazu führte, dass zunächst fälschlicherweise angegebene Überreste von jemand anderem zurückgegeben wurden. Dieser Vorfall führte zu zahlreichen Zweifeln über die Fortsetzung des Waffenstillstands, wie The New York Times berichtete.
Politische Spannungen und humanitäre Krise
Izraelische Behörden entschieden, dass die Freilassung palästinensischer Gefangener erst geschehen kann, wenn Zusicherungen über die Freilassung weiterer Geiseln von Hamas vorliegen. Netanyahu begründete die Entscheidung damit, dass Hamas wiederholt gegen die Vereinbarungen verstoßen hätte, während über 100 palästinensische Leben während der ersten Phase des Waffenstillstands verloren gingen. Basem Naim, ein hochrangiges Mitglied von Hamas, kritisierte die israelische Regierung jedoch und wies darauf hin, dass viel humanitäre Hilfe Gaza nicht erreicht habe und dass die Frustration unter den wartenden palästinensischen Familien wächst.
Die humanitäre Lage in Gaza bleibt angespannt und unzumutbar. Nach Berichten des International Rescue Committee (IRC) sind seit dem Beginn des Konflikts im vergangenen Jahr über 41.000 Palästinenser getötet worden, und mehr als 95.000 wurden verletzt. Zwei Millionen Menschen in Gaza sind auf humanitäre Hilfe angewiesen, während die Infrastruktur durch anhaltende Angriffe erheblich beschädigt wurde. Die Zerstörung umfasst Schulen, Krankenhäuser und grundlegende Versorgungsstellen, was die humanitäre Hilfe weiter einschränkt.
Forderung nach humanitärem Neustart
Das IRC appelliert an die internationale Gemeinschaft für einen sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand sowie für einen „humanitären Reset“, um die notwendigen Bedingungen für die Wiederherstellung von Wasser-, Strom- und Treibstofflieferungen in Gaza zu schaffen. Dies beinhaltet die Öffnung aller tragfähigen Grenzübergänge für Waren und Personal sowie die Vereinfachung der Inspektionsverfahren. Der Bedarf an Hilfe ist enorm, wobei der IRC bereits 1.700 Kartons mit therapeutischer Nahrung geliefert und täglich 100.000 Liter sauberes Trinkwasser verteilt hat.
Die Situation bleibt dynamisch und hochgradig angespannt, während sowohl auf politischer als auch auf humanitärer Ebene Lösungen gefunden werden müssen, um das leidende Volk in Gaza und die betroffenen Familien zur Ruhe zu bringen.