In Goma, einer Stadt im Ostkongo, haben die Vereinten Nationen heute berichtet, dass mindestens 900 Leichen aus den Straßen geborgen wurden. Diese Zahl ist besonders alarmierend, da sie nicht die Toten umfasst, die bereits in Leichenhallen gebracht wurden. Laut Berichten sind weiterhin viele Leichen in der Stadt zu finden, was auf die verheerenden Folgen der jüngsten Kämpfe hinweist. In der letzten Woche wurden zudem knapp 2.900 Verletzte registriert, was die humanitäre Krise weiter verschärft. Der militärische Konflikt eskalierte, als die M23-Rebellen Goma angreifen und die Kontrolle über die Stadt übernehmen konnten, was nach mehrtägigen Kämpfen geschah.

Die Situation in Goma ist ein Teil eines größeren Konfliktes, der seit Jahren die Region beschäftigt. Die M23, eine bewaffnete Gruppe, hat in den vergangenen Jahren wiederholt Angriffe im Ostkongo gestartet und große Teile der Provinz Nord-Kivu unter Kontrolle gebracht. Die Region ist zudem reich an wertvollen Rohstoffen wie Coltan, Gold, Nickel, Kobalt und Kupfer, was die Gewalt weiter anheizt. Experten vermuten, dass die M23 Unterstützung von der ruandischen Regierung erhält, was von Kigali jedoch vehement bestritten wird. Unabhängige UN-Experten berichten von etwa 4.000 soldatischen Unterstützern, die den M23-Rebellen zur Seite stehen.

Woche der Kämpfe und politische Reaktionen

In den vergangenen Tagen fanden intensive Kämpfe zwischen den Regierungstruppen der Demokratischen Republik Kongo und den M23-Rebellen statt. Laut offiziellen UN-Angaben wurde die Zahl der Toten von zuvor 773 auf mindestens 900 nach oben korrigiert. Die M23-Miliz kündigte nach der Einnahme von Goma an, ihre Offensive weiterzuführen, mit der Absicht, auch die Hauptstadt Kinshasa zu erreichen. Unterstützung erhielt die M23 unter anderem durch die ruandischen Truppen, die laut kongolesischer Regierung offiziell als „Kriegserklärung“ angesehen wird.

Die kongolesische Regierung hat die internationale Gemeinschaft aufgerufen, Maßnahmen gegen Ruanda zu ergreifen und Sanktionen zu fordern. Präsident Félix Tshisekedi rief die Bevölkerung zum Widerstand gegen die M23 auf. Kenias Präsident William Ruto initiierte einen regionalen Krisengipfel, um die aktuelle Lage zu besprechen, an dem auch die Präsidenten aus Ruanda und der DR Kongo teilnehmen werden.

Humanitäre Krise und Folgen des Konflikts

Die humanitäre Situation im Ostkongo war bereits vor dem Einmarsch der M23 in Goma katastrophal. Seit Jahresbeginn haben mehr als 400.000 Menschen die Region verlassen müssen, und landesweit sind über 21 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die Lage in Flüchtlingslagern ist angespannt und leidet unter gravierenden hygienischen Bedingungen. In der jüngsten Eskalation wurden erneut Bomben auf Flüchtlingslager abgeworfen, was zu einer weiteren Fluchtbewegung und noch mehr Toten führte.

Die Geschichte des Konflikts reicht tief in die Vergangenheit zurück und zeigt die komplexen politischen und ethnischen Spannungen im Kongo und Ruanda. Die M23, die zum Großteil aus Tutsi bestehen, fight gegen die kongolesische Armee und erhebt Vorwürfe gegen die Regierung, eine gezielte Auslöschung von Tutsi zu betreiben. Kritiker argumentieren, dass Ruanda die M23 ausnutzt, um den Zugang zu den wertvollen Rohstoffen des Ostkongo zu sichern, was zu einem florierenden illegalen Handel und zur Plünderung der Region führt.

Die internationale Gemeinschaft steht vor der Herausforderung, die Gewalt einzudämmen und humanitäre Hilfe zu leisten, während die Risiken eines weiteren Anstiegs der Spannungen in der Region bestehen bleiben. Die anstehenden Gespräche und Gipfeltreffen könnten entscheidend für die Stabilität des Ostkongo sein.