Am 3. Oktober 1969 wurde der Fernsehturm auf dem Alexanderplatz in Ost-Berlin feierlich eingeweiht. Mit einer Höhe von 368 Metern ist er das höchste Gebäude Deutschlands und gilt als eines der markantesten Wahrzeichen Berlins, neben dem Brandenburger Tor. Der Bau des ikonischen Turms, dessen Hauptzweck die Schaffung einer eigenen Rundfunk- und Fernsehinfrastruktur für die DDR war, wurde 20 Jahre nach der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) vollendet. Die technische Pionierleistung erforderte Bohrungen bis zu 80 Metern tief, wobei der Brandenburger Kies als idealer Baugrund erwies sich. Der Turm wiegt insgesamt 26.000 Tonnen, was etwa 216 Lokomotiven entspricht. Der Artikel von Welt berichtet von der Geschichte des Turms und seiner politischen Bedeutung.
Der Bau begann im Mai 1965, auch wenn einige staatlich bewilligte Dokumente noch fehlten. Der Architekt Hermann Henselmann entwarf einen schmalen zylindrischen Schaft mit einer kugelförmigen Aussichtsplattform. Der Fernsehturm wurde schnell zum Symbol des technologischen Fortschritts der DDR und stellte eine imposante Kulisse während des Kalten Krieges dar. Der Bau fand in einer Zeit des politischen Wandels statt, die für die DDR von großer Bedeutung war, da die Regierung versuchte, ihre Überlegenheit im Sozialismus zu demonstrieren.
Das ungewollte Kreuz
Ein faszinierendes, jedoch ungewolltes Phänomen des Fernsehturms ist das Lichtkreuz, das bei Sonnenschein sichtbar wird. Das Licht reflektiert sich in der silbernen Kugel des Turms, die sich etwa 200 Meter über dem Alexanderplatz befindet. Diese Reflexion war von den Erbauern des Turms nicht beabsichtigt; stattdessen wollten die DDR-Behörden mit dem Bau die Dominanz des Sozialismus demonstrieren. Historiker Peter Müller beschreibt die Motivation der DDR-Oberen als „Hier steht die DDR, wir sind die Größten“.
Das Lichtkreuz, das seit Herbst 1968 sichtbar ist, erregte die Aufmerksamkeit der SED-Führung und wurde von Staatsratsvorsitzendem Walter Ulbricht als Problem wahrgenommen, da es im atheistischen Regime nicht gern gesehen wurde. Stoff für Spott lieferte dieses Phänomen auch im Westen, wo das Lichtkreuz als „Rache des Papstes“ oder der Fernsehturm als „Sankt Walter“ verspottet wurde. Überlegungen zur Beseitigung des Kreuzes wurden angestellt, doch die Sachlage stellte sich als kompliziert und kostspielig heraus. Während das Ministerium für Staatssicherheit die Situation untersuchte, fanden die Stasi keine Beweise für Sabotage und letztlich wurde der Turm wie geplant belassen.
Ein beliebtes Ziel
Nach der Wiedervereinigung 1990 entwickelte sich der Fernsehturm zu einem der bekanntesten und beliebtesten Bauwerke Berlins. Jährlich besuchen etwa 1,2 Millionen Menschen die Aussichtsplattform. Der Fernsehturm bleibt nicht nur ein Denkmal der DDR-Geschichte, sondern auch ein herausragendes Beispiel für Ingenieurskunst und Architektur, das über die Grenzen Deutschlands hinaus Bedeutung hat. Heute ist er ein Zeichen für die Überwindung der Teilung und wird fortlaufend technisch modernisiert, um den heutigen Anforderungen der digitalen Kommunikation gerecht zu werden.
Ein Besuch des Fernsehturms dauert meist 1 bis 2 Stunden, wobei die besten Besuchszeiten früh am Morgen oder spät am Nachmittag sind, um lange Warteschlangen zu vermeiden. Gegenwärtig bleibt der Fernsehturm ein bedeutendes Zeugnis der Geschichte Berlins, das im Gedächtnis der Besucher verankert bleibt.