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Kohlhaas-Oper: Zeitlose Studie über Selbstjustiz und brutale Rache

Die Uraufführung von Stefan Heuckes „Michael Kohlhaas“ in Regensburg unter Regie von Philipp Westerbarkei präsentiert eine zeitlose Studie über Selbstjustiz, die sich weder in historischen Klischees noch aktuellen Bezugspunkten verliert. Die Inszenierung zeichnet sich durch die Reduktion des Personals aus, wobei die Choristen in fliegendem Wechsel verschiedene Rollen verkörpern. Die szenische Darstellung beeindruckt mit groteskem Puppen- und Körpertheater, das eine ironisch-bittere Position zu Kohlhaas einnimmt.

Trotz der beeindruckenden Inszenierung bleibt die Sprachgewalt des Originals von Kleist in Heuckes Komposition teilweise auf der Strecke. Während deklamierte Passagen gut zur Geltung kommen, wirkt die musikalische Umsetzung in gesungenen Abschnitten problematisch. Heucke verfolgt eine klassisch-romantische musikalische Tradition, bleibt tonal geprägt und setzt auf wiederkehrende Motive und rhythmische Gesten, die die Handlung vorantreiben sollen.

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Die Dramaturgie, die eine fortschreitende Eskalation anstrebt, gerät aufgrund der hohen Lautstärke und Dichte der Instrumentierung ins Stocken. Trotzdem gelingt es dem Sängertrio – bestehend aus Paul Kmetsch, Benedikt Eder und Patrizia Häusermann – mit herausragender vokaler und darstellerischer Intensität, die Defizite der Inszenierung zu überwinden. Die Uraufführung endet nicht mit der hingerichteten Titelfigur, sondern mit einem dramatischen Knalleffekt, der Kohlhaas in den Tod stürzen lässt, nachdem er seine letzten Feinde auf der Bühne ausgelöscht hat.

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Mit einem Portfolio, das mehr als zwei Jahrzehnte Berufserfahrung umfasst, ist der freie Redakteur und Journalist Konrad l. Schneider ein fester Bestandteil der deutschen Medienlandschaft.
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