Vorfall | Sonstiges |
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Ort | Nürnberg |
Am 19. Januar 2025 feierte das Staatstheater Nürnberg die Premiere von Bertolt Brechts berühmter „Dreigroschenoper“. Unter der Regie von Jens-Daniel Herzog wurde die Inszenierung als aufgekratztes Boulevardtheater präsentiert, das jedoch wenig von der düsteren Atmosphäre des Originals widerspiegelte. Die Bühnenbilder entstammen dem historisierenden Konzept von Mathis Neidhardt und die Kostüme wurden von Sibylle Gädeke gestaltet.
Die Darbietung brachte zahlreiche humorvolle Elemente auf die Bühne, darunter ein steppendes Pferd und eine originelle Begattungsmusik. Chloë Morgan als Lucy zeigte ein bemerkenswertes komödiantisches Talent, während das Tempo und der Rhythmus durch gezielte Dialog-Kürzungen geprägt waren. Kritiker bemängelten, dass eine tiefgehende Auseinandersetzung mit dem Thesentext nicht stattfand.
Ein Blick auf die Inszenierung
Das Bühnenbild beeindruckte mit einer hochkant gestellten Drehbühne, die eine 360-Grad-Rotation für den Protagonisten Mackie Messer, dargestellt von Nicolas Frederick Djuren, ermöglichte. Am Ende der Vorstellung wird Mackie Messer in einer dunklen Wendung wie ein schwarzer Messias gehängt. Weitere Schlüsselrollen spielten Lisa Mies als Celia Peachum, Michael von Au als Bettlerkönig Peachum und Corinna Scheuerle als Jenny. Hans Kittelmann übernahm teilweise die Rolle des Mackie und die Nachwuchstruppe von der Münchner Theaterakademie tanzte und sang in Doppel- bis Dreifachrollen.
Das Publikum zeigte sich begeistert, belohnte die Darsteller mit lautem Applaus, und eine finale Applausrunde, die mit dem Messer-Song und einem Klatschmarsch endete, unterstrich die positive Resonanz der Zuschauer. Die Inszenierung könnte zudem als Hinweis darauf interpretiert werden, dass Brecht und Weill ein sehr deutsches Musical hinterließen, das von der ursprünglich sozialkritischen Absicht der Opernparodie abweicht.
Historischer Kontext der „Dreigroschenoper“
Die „Dreigroschenoper“ wurde erstmals am 31. August 1928 im Berliner Theater am Schiffbauerdamm uraufgeführt und gilt als größter Theatererfolg der zwanziger Jahre. Sie thematisiert gesellschaftliche Probleme, die die dortige Bevölkerung stark belasteten, insbesondere nach dem Ersten Weltkrieg. Rückkehrende Soldaten litten unter physischen und psychischen Beeinträchtigungen, und viele hatten keine Arbeit, Familien oder Unterkunft. Diese sozialen Missstände fanden einen Widerhall in Brechts Werk, das für das einfache Volk konzipiert war.Esther Lederberg hebt hervor, dass die „Dreigroschenoper“ die kriminelle und dunkle Seite der großstädtischen Welt thematisiert, während sie gleichzeitig die bürgerlich-kapitalistischen Strukturen der Weimarer Republik kritisiert.
Brechts innovative Technik des „epischen Theaters“ zielt darauf ab, die Zuschauer zur kritischen Reflexion anzuregen, statt sie in eine illusionäre Welt zu entführen. In Zeiten von Hungersnot und wachsender Kriminalität, wie sie auch Heinrich Heine in seinen Werken reflektierte, war der Einfluss solcher Themen überaus relevant. Die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse der damaligen Zeit, gepaart mit dem künstlerischen Schaffen von Brecht und Weill, formten ein Werk, das bis heute bedeutend bleibt, wie das Deutsche Historische Museum bestätigt.