In einem erschütternden Fall von Misshandlung im Pflegebereich wurde ein 44-jähriger Pfleger vom Amtsgericht Nürnberg verurteilt. Er sieht sich wegen der Misshandlung zweier Bewohnerinnen eines Pflegeheims in der Zeit zwischen Februar 2020 und Mai 2022 mit einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und drei Monaten konfrontiert. Zudem wurde ihm ein dreijähriges Berufsverbot auferlegt und er muss 100 Stunden gemeinnützige Arbeit leisten. Das Urteil ist rechtskräftig und der Angeklagte gab während des Prozesses an, überfordert gewesen zu sein, insbesondere während der Corona-Pandemie.
Der Pfleger wurde für Körperverletzung und die Anfertigung eines ehrenrührigen Videos schuldig gesprochen. Zu den Vorfällen zählt unter anderem, dass er einer Bewohnerin mit einem Wattestäbchen zu tief in den Gehörgang eindrang und ihr dadurch das Trommelfell verletzte. In einem weiteren gravierenden Vorfall führte er einer anderen Bewohnerin gewaltsam eine Schnabeltasse in den Mund. Das Gericht empfahl dem Angeklagten zudem eine Therapie während des Berufsverbots.
Übergriffe in der Pflegebranche
Dieser Fall ist leider kein Einzelfall. Laut einer Studie der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW), die Ende 2023 vorgelegt wurde, gibt es jährlich rund 5.300 gewalttätige Übergriffe oder sexualisierte Gewalt gegen Pflegepersonal, was zu einer Fehlzeit von mindestens drei Tagen führt. Die Untersuchung umfasste 353.857 Arbeitsunfälle zwischen 2018 und 2022 und dokumentierte über 26.500 Vorfälle von Aggression oder Gewalt in dieser Zeit. Besonders betroffen sind die Bereiche Alten- und Krankenpflege, wo fast zwei Drittel der Vorfälle stattfanden. Neun von zehn Beschäftigten wurden dabei vorwiegend körperlich verletzt, während eine von zehn Personen seelische Verletzungen erlitt.AOK berichtet dazu.
In der stationären Pflege sind Gewalt und Misshandlungen gegen Bewohner ein ernstzunehmendes Problem. Forschungen, wie die von Abner et al. (2019) und Eggert et al. (2023), befassen sich intensiv mit den Anzeichen und den notwendigen Maßnahmen zur Prävention solcher Übergriffe. Die Studien zeigen, dass Misshandlungen oft nicht nur von außen, sondern auch von den Pflegekräften selbst ausgehen, was die Komplexität des Problems noch verstärkt. Dennoch sind Maßnahmen zur Aufklärung und Prävention erforderlich, um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken.
Es ist dringend notwendig, die Sicherheitsstandards in Pflegeeinrichtungen zu erhöhen und ein Bewusstsein für Gewaltprävention zu schaffen, um sowohl Pflegebedürftige als auch das Pflegepersonal zu schützen. Die Forschung zu diesem Thema ist entscheidend, um soziale Missstände abzubauen und eine respektvolle und sichere Pflege zu gewährleisten.