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Surreale Zeitreise durch das zerstörte München: Farbfoto-Schätze aus der Nachkriegszeit

Fotografische Zeitreise: München in Farbe nach dem Krieg

München kurz nach dem Krieg war eine Zeit des Albtraums, in der über zwei Drittel der Altstadt durch Bomben zerstört oder beschädigt wurden. Von den Innenstadt-Kirchen blieb lediglich die Dreifaltigkeitskirche unversehrt. Ein Wiederaufbau schien 1945 vollkommen undenkbar. Dennoch entwickelte sich München kurz nach dem Krieg zu einer Touristenattraktion. Amerikanische Touristen und US-Soldaten begannen nach 1945, die zerstörten Städte Deutschlands zu besichtigen, darunter vor allem Köln, Frankfurt und München. Diese frühen Formen des Katastrophen-Tourismus führten dazu, dass viele Farbfotos aus der Zeit entstanden, die heute faszinierende Einblicke bieten.

Der Münchner Sebastian Winkler sammelte über zehn Jahre lang farbige Zeitdokumente aus der zerstörten Stadt, die er hauptsächlich in den USA erwarb. Auf der Auer Dult kam er mit Verleger Franz Schiermeier ins Gespräch und schlug vor, aus diesen Raritäten ein Buch zu machen. Das Ergebnis war das Buch „München farbig 1946 bis 1965 – vom Trümmerfeld zum U-Bahnbau“ mit 300 Seiten und 270 beeindruckenden Abbildungen. Die Fotos wurden erstmals in einer Ausstellung in der Architekturgalerie präsentiert und stießen auf große Resonanz, besonders bei älteren Münchnern, die emotional reagierten und ihre persönlichen Erinnerungen teilten.

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Die Durchsicht der farbigen Zeitdokumente bietet eine surreale Zeitreise durch das alte München, beginnend mit der Zerstörung der Altstadt, rund um den Hauptbahnhof, in Schwabing und in der Au. Die freigeräumten Schuttbereiche der Stadt bis hin zu den Anfängen des Wiederaufbaus werden eindrucksvoll dargestellt. Der Münchner Wiederaufbau zeichnet sich besonders durch die vielen ebenerdigen Behelfsbauten aus, die heute größtenteils verschwunden sind. Dennoch gibt es einige Relikte wie das Lindwumstüberl, die die Geschichte noch lebendig halten.

Das Buch „München farbig“ hat viele Anhänger gefunden, sodass sogar eine Fortsetzung der farbigen Foto-Sammlung in Betracht gezogen wird. Angesichts des rückläufigen Angebots von München-Büchern in den etablierten Buchhandlungen der Stadt haben sich sieben Verlage als „Münchner Buchmacher“ zusammengeschlossen, um die Sichtbarkeit des anspruchsvollen München-Sortiments zu erhalten. Um ihr Engagement zu unterstreichen, veranstalten die Münchner Buchmacher am 29. Juni 2024 ein Münchner Buchfest am Schleusenwärterhäuschen.

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Mit einem Portfolio, das mehr als zwei Jahrzehnte Berufserfahrung umfasst, ist der freie Redakteur und Journalist Konrad l. Schneider ein fester Bestandteil der deutschen Medienlandschaft.
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