Streit um Sinologie: Die Polemik des 19. Jahrhunderts und die Macht der Worte

Im 19. Jahrhundert erregte eine Kontroverse um die französische Sinologie die Gemüter. Im Jahr 1874 griff der Missionar Paul Perny in einem anonymen Pamphlet den ehemaligen Chinesischprofessor Stanislas Julien und seinen Nachfolger, den Marquis d’Hervey de Saint-Denys, öffentlich an. Perny beschuldigte sie der Inkompetenz in der chinesischen Sprache, was zu einem Skandal führte, der in einer Verleumdungsklage von Saint-Denys gipfelte. Die Gerichte verurteilten Perny zu einer Geldstrafe und einer Gefängnisstrafe, was die Härte der Gesetze gegen Verleumdung zu dieser Zeit verdeutlichte. Diese Angelegenheit enthüllte die Methoden, die Perny anwandte, um die Unterstützung wissenschaftlicher Kreise, des Bildungsministeriums und der öffentlichen Meinung zu gewinnen.

Die Kontroverse spiegelte die unterschiedlichen Zugänge zur Sinologie im französischen intellektuellen Umfeld des 19. Jahrhunderts wider. Während Julien und Hervey de Saint-Denys die klassische chinesische Sprache in Paris erlernt hatten, hatte sich Perny in China sowohl mit dem zeitgenössischen Chinesisch als auch mit dem gesprochenen Chinesisch vertraut gemacht. Obwohl er betonte, dass seine Kritik nicht von Neid oder Hass getrieben sei, war offensichtlich, dass er 1873 als Kandidat für den Lehrstuhl am Collège de France fungierte, jedoch seinem Konkurrenten Hervey de Saint-Denys unterlag. Letzterer reichte eine Klage ein, um seinen Ruf und den des Collège de France zu verteidigen.

Das Gericht stellte fest, dass Perny in Wirklichkeit beabsichtigte, durch einen abscheulichen Skandal die Karriere seines Konkurrenten zu behindern. Er wurde daher wegen Verleumdung zu einer Geldstrafe und einer Gefängnisstrafe verurteilt. Die Kontroverse verdeutlichte, wie Intellektuelle des 19. Jahrhunderts vorgingen, um ihre Anliegen zu verteidigen. Perny versuchte, Unterstützung auf wissenschaftlicher, politischer und öffentlicher Ebene zu gewinnen, um sein Anliegen voranzubringen. Heutzutage würden viele Provokateure in den sozialen Medien bei gleicher Bestrafung für Verleumdung gegenüber Einzelpersonen mit einer Gefängnisstrafe rechnen müssen.