In einem bedeutenden Schritt zur Verbesserung der Behandlung von Dickdarmkrebs hat das Projekt TargHet, gefördert von der Deutschen Krebshilfe mit einem Umfang von rund 1,3 Millionen Euro über drei Jahre, seine Arbeit aufgenommen. Unter der Leitung von Prof. Dr. Moritz Jesinghaus vom Institut für Pathologie der Philipps-Universität Marburg zielt das Projekt darauf ab, die Heterogenität dieser häufigen Krebsart zu untersuchen. Diese Heterogenität bezieht sich auf die unterschiedlichen Eigenschaften von Tumoren, die von Patient*in zu Patient*in und innerhalb eines einzelnen Tumors variieren.

Die Forschung konzentriert sich insbesondere auf die histologischen Aspekte des kolorektalen Karzinoms und strebt die Entwicklung präziser Diagnosealgorithmen an. Ziel ist es, subtypspezifische therapeutische Schwachstellen zu identifizieren, um maßgeschneiderte Behandlungsansätze zu ermöglichen. Dazu werden innovative Methoden angewandt, wie der Einsatz moderner KI-Algorithmen, molekulare Untersuchungen und komplexe Zellkulturmodelle. Das multizentrische Projekt arbeitet in Kooperation mit mehreren renommierten Einrichtungen, darunter die Universitätskliniken Mainz, Kiel und das Deutsche Krebsforschungszentrum in München.

Herausforderungen der Tumorheterogenität

Tumorheterogenität stellt eine der größten Herausforderungen in der Krebsforschung dar. Laut einem internationalen Forschungsteam des Center for Interdisciplinary Digital Sciences (CIDS) der TU Dresden müssen wir verstehen, dass Tumoren aus genetisch und phänotypisch unterschiedlichen Zellen bestehen. Diese Vielfalt erschwert die Heilung erheblich und trägt zur Therapieresistenz bei. Je größer die Heterogenität innerhalb eines Tumors ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass einige Zellen resistent gegen Behandlungen werden.

Eine aktuelle Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift PLOS Computational Biology, untersucht die Zusammenhänge zwischen irreversiblen genetischen Veränderungen und den reversiblen Verhaltensanpassungen der Tumorzellen. Die Anpassungsfähigkeit der Zellen führt dazu, dass Tumoren unterschiedliche Eigenschaften ausbilden, was letztlich die Therapieerfolge verringert.

Schwer behandelbare Krebsarten

Die Problematik der Tumorheterogenität betrifft nicht nur Dickdarmkrebs, sondern auch andere schwer behandelbare Krebsformen wie das triple-negative Mammakarzinom, das luminal-B Mammakarzinom, das mikrosatelliten-stabile kolorektale Karzinom und das duktale Adenokarzinom des Pankreas. Das Projekt SATURN3, das sich mit der räumlichen und zeitlichen Analyse der intratumoralen Heterogenität befasst, hat sich zum Ziel gesetzt, innovative Therapieansätze zu entwickeln. Dabei werden verschiedene moderne Analysemethoden wie Einzelzell-Sequenzierung und Organoid-Modelle eingesetzt, um die biologischen Prozesse und Therapieeffekte zu untersuchen.

Im Rahmen dieser Projekte besteht ein großes Interesse, Therapieresistenzen frühzeitig zu erkennen und Biomarker zu identifizieren, die zur Entwicklung patientenzentrierter Therapien führen können. Die Forschung hat das Potenzial, die Überlebenschancen von Krebspatient*innen signifikant zu erhöhen.

Die Erkenntnisse aus diesen Forschungsprojekten sind von zentraler Bedeutung für die zukünftige Therapie von Krebserkrankungen. Sie bieten neue Ansätze zur Bekämpfung der Tumorheterogenität und unterstützen eine individualisierte Medizin, die auf die spezifischen Eigenschaften jedes Tumors eingeht.

Das Projekt TargHet und die damit verbundenen Studien sind daher nicht nur für die Grundlagenforschung von großem Interesse, sondern auch für die klinische Anwendung von Therapien bei Dickdarmkrebs und anderen schwer behandelbaren Krebsarten.

Weitere Informationen finden Sie unter uni-marburg.de, tu-dresden.de und dekade-gegen-krebs.de.