Die Mobilität im ländlichen Raum steht vor großen Herausforderungen. Nur wenige ländliche Regionen bieten ein gut ausgebautes öffentliches Verkehrssystem. So gibt es häufig nur sporadische Schulbusverbindungen, die morgens und nachmittags fahren. Ein neues Studienprojekt der Hochschule Hof könnte hier Abhilfe schaffen, indem es digitale Werkzeuge zur Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) entwickelt. Richard Göbel, der Forschungsgruppenleiter, betont, dass einfaches Taktieren des Linienverkehrs nicht ausreicht, da Busse oft leer unterwegs sind. Dies mache die Suche nach kreativen Lösungen dringend notwendig. PNP berichtet, dass in den letzten Jahren bedarfsgesteuerte Verkehrsanbindungen getestet wurden, die durch Apps und automatisierte Planung besser funktionieren.
Für das Projekt OptiModal kooperiert die Hochschule Hof mit der Technischen Universität München sowie verschiedenen Unternehmen. Das Vorhaben wird mit 1,8 Millionen Euro vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert. Ziel ist es, ein flächendeckendes und zeiteffizientes Mobilitätsangebot im ländlichen Raum zu schaffen. Dabei wird ein besonderer Fokus auf die Entwicklung und Optimierung von bedarfsgesteuerten Verkehren in Verbindung mit angepassten Linienverkehren gelegt. Als Pilotregion fungiert der Landkreis Hof, wo innovative Konzepte getestet und weiterentwickelt werden. Plan4Better führt aus, dass dabei Struktur-, Bewegungs- und Nutzungsdaten verwendet werden, um digitale Werkzeuge zur Simulation und Optimierung der Planung zu entwickeln.
Integration verschiedener Verkehrsmittel
Ein wichtiges Element des Projekts ist die Integration verschiedener Verkehrsmittel, wie Bedarfsverkehr, Linienverkehr und Mitnahmeverkehr. Ziel ist es, eine optimale Abstimmung zwischen vorhandenen Verkehrsarten zu erreichen. Hierzu kommen Analysemethoden und maschinelles Lernen zum Einsatz, um den tatsächlichen Transportbedarf der Menschen zu ermitteln. Anonymisierte Meldedaten, Fahrzeugbewegungen und Mobilfunkdaten werden genutzt, um ein präzises Verkehrsmodell zu erstellen. Diese Simulation ermöglicht Anpassungen von Fahrplänen und Haltestellen, um deren Auswirkungen auf das Verkehrsangebot zu analysieren. Die bpb beschreibt, dass im ländlichen Raum etwa 60% aller Strecken mit dem Auto zurückgelegt werden, was die Dringlichkeit eines verbesserten ÖPNV-Infrastrukturangebots unterstreicht.
Der Tenor des Projektes ist klar: ÖPNV muss für alle Generationen attraktiv gestaltet werden, von jungen Menschen, die auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen sind, bis hin zu älteren Menschen, die möglicherweise auf das eigene Auto verzichten möchten. Am Ende des Projekts wird ein Demonstrator präsentiert, der aufzeigt, wie eine moderne Verkehrsplanung aussehen könnte. Die Zukunft des ÖPNV im ländlichen Raum sieht eine Mischung verschiedener Verkehrsmittel vor, einschließlich autonomer Fahrzeuge. Diese könnten, sofern sie entsprechend angepasst werden, eine Lösung für die bestehenden Mobilitätsprobleme bieten.
Herausforderungen und Lösungen
Trotz dieser positiven Ansätze bleibt die Mobilität im ländlichen Raum komplex. Der tägliche mobilitätsbedingte CO2-Fußabdruck ist dort um fast ein Viertel höher als in städtischen Gebieten. Dies wird durch größere Distanzen zwischen zentrale Orten wie Arbeitsplätzen, Schulen und Freizeitmöglichkeiten verstärkt. Die Abwanderung aus ländlichen Regionen führt zudem zu einem Rückgang der Arbeitsplätze und verstärkt die Probleme bei der Bereitstellung adäquater Mobilitätslösungen. Die bpb weist darauf hin, dass insbesondere Senioren und Personen mit geringem Einkommen von diesen Defiziten betroffen sind.
Das Projekt OptiModal hat sich das Ziel gesetzt, die Attraktivität des ÖPNV zu erhöhen und die Abhängigkeit vom privaten Auto zu reduzieren. Innovative Lösungen wie autonomes Fahren und Carsharing könnten dabei eine entscheidende Rolle spielen. Autonome Kleinbusse und Mitfahrgelegenheiten bieten interessante Ansätze zur Verbesserung der Verfügbarkeit und Flexibilität des ÖPNV im ländlichen Raum, auch wenn diese Konzepte noch in der Erprobungsphase sind. Es bleibt abzuwarten, wie diese neuen Technologien vor dem Hintergrund rechtlicher Rahmenbedingungen und gesellschaftlicher Akzeptanz in der Zukunft umgesetzt werden können.