Ein 65-jähriger Gitarrenlehrer sieht sich schweren Vorwürfen gegenüber und muss sich vor dem Landgericht Neubrandenburg verantworten. Er wird beschuldigt, zwischen 2015 und 2018 mehrfach die junge Schülerin vergewaltigt zu haben. Laut Anklage soll er mindestens fünfmal den Beischlaf gegen den Willen der Musikschülerin vollzogen haben. Die besonders schweren Taten ereigneten sich während des Einzelunterrichts sowohl in der Musikschule als auch in seiner Wohnung.

Die Geschädigte, die von ihrer Mutter zum Unterricht gebracht wurde, wird durch eine Nebenklage-Anwältin vertreten. Die Anklage führt daraufhin aus, dass der Lehrer bereits im Jahr 2015 mehrfach unsittlich handelte. Um die schutzwürdigen Interessen der Geschädigten und des Angeklagten zu bewahren, wurde die Öffentlichkeit nach der Verlesung der Anklage ausgeschlossen.

Prozessverlauf und Zeugen

Mit Blick auf die Prozessgestaltung sind insgesamt drei Verhandlungstage angesetzt. Eine psychologische Gutachterin soll die Glaubwürdigkeit der Hauptzeugin bewerten. Der erste Prozesstag endete jedoch nach nur einer Stunde, da die Hauptzeugin aus gesundheitlichen Gründen nicht erscheinen konnte.

Dem Angeklagten droht bei einer Verurteilung eine mehrjährige Haftstrafe. Ein Urteil wird frühestens am 29. Januar erwartet, was die Dramatik und Schwere der Vorwürfe in der Öffentlichkeit noch verstärkt.

Machtmissbrauch an Hochschulen

Im Kontext von sexuellem Missbrauch und Machtmissbrauch in künstlerischen Bildungsinstitutionen beleuchtet ein Artikel von Spiegel die Problematik, die über Einzelfälle hinausgeht. In Musikschulen und Hochschulen gibt es immer wieder Berichte über Missbrauch und Ausnutzung von Machtverhältnissen.

In einer Studie von 2023, die von der Hochschule für Musik und Theater München in Auftrag gegeben wurde, wurden diese Themen eingehend analysiert. Die Studie wurde unabhängig vom IPP München erstellt und umfasst eine Begleitgruppe, die Personen aus unterschiedlichen Funktionen und Statusgruppen der Hochschule umfasst. Diese Gruppe ist dafür zuständig, die Fragestellungen im Kontext sexualisierter Gewalt zu kommentieren und die Besonderheiten der künstlerischen Ausbildung zu berücksichtigen.

Mitarbeiter der Hochschule haben die Möglichkeit, ihre Sichtweisen in qualitativen Interviews einzubringen. Unterstützt wird die Hochschule von der externen Psychologin und Juristin Dr. Giulietta Tibone, die den institutionellen Umgang mit sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch kritisch begleitet.

Die Geschehnisse rund um den Gitarrenlehrer stehen somit nicht isoliert da, sondern spiegeln ein komplexes Bild wider, das in vielen musikalischen Ausbildungsstätten beobachtet wird.

Die aktuellen Vorfälle und die gesellschaftlichen Debatten verdeutlichen die Notwendigkeit, Strukturen zu schaffen, die vor sexualisierter Gewalt schützen und den Opfern Gehör verleihen. Es bleibt abzuwarten, wie der Prozess für den beschuldigten Lehrer ausgehen wird und welche Lehren aus den vorliegenden Berichten gezogen werden können.