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Dramatische Wendung: Abschiebung iranischer Geschwister am Münchner Flughafen gestoppt

Am Münchener Flughafen kam es Ende Juni 2024 zu dramatischen Szenen, als die geplante Abschiebung eines iranischen Geschwisterpaars, das im Heimatland schwere Strafen drohten, im letzten Moment gestoppt wurde.

München – Am Flughafen München gab es Ende Juni eine dramatische Szene, als die geplante Abschiebung eines Geschwisterpaars aus dem Iran beinahe vollzogen wurde. Die beiden Iraner, Raha Ganjeh und ihr Bruder, standen am Rollfeld vor dem Flugzeug und warteten auf ihre Abreise in ein Land, in dem ihnen schwerwiegende Strafen drohten. Gründe für die drohenden Maßnahmen ergeben sich aus ihrer Vergangenheit und religiösen Überzeugungen.

Raha Ganjeh, 40 Jahre alt und konvertierte Christin, floh vor mehreren Jahren vor Verfolgung aus ihrem Heimatland. Bereits während ihrer Zeit im Iran wurde sie aufgrund ihres Glaubens inhaftiert. Im Jahr 2018 gelang ihr die Flucht nach Deutschland, wo sie sich in der Bamberger Freikirche engagierte. Trotz ihrer Bemühungen, zwei Asylanträge zu stellen, wurden diese abgelehnt, was schließlich zu der geplanten Abschiebung führte.

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Behördenmisstrauen und dramatische Flugszene

Die Situation eskalierte, als Ganjeh und ihr Bruder vor dem Abflug in eine kritische Lage gerieten. Laut Berichten wurde Ganjeh, getrennt von ihrem Bruder, in ein Polizeifahrzeug gebracht und zum Flugzeug gefahren. Vor der Abreise wurde die Abschiebung jedoch im letzten Moment gestoppt. Ganjeh versuchte, die Mannschaft des Flugzeugs zu überzeugen, dass eine Rückkehr in den Iran für sie katastrophale Folgen haben würde. Sie erklärte, dass sie im Iran eine Pastorin sei und bereits inhaftiert war. Ein Flugbegleiter intervenierte und weigerte sich, sie an Bord zu lassen.

Dem Bayerischen Rundfunk zufolge hatten die Behörden Ganjehs Aussagen nicht geglaubt und sie für nicht glaubwürdig gehalten, was zur Entscheidung der Abschiebung führte. Dieses Misstrauen stellte sich nun als Problem heraus, das den Austausch zwischen dem Geschwisterpaar und den Beamten gefährlich machte.

Andersdenkende und Menschen, die sich gegen die strengen moralischen Vorgaben des iranischen Regimes auflehnen, können ernsthaften Repressionen ausgesetzt sein. Ein Sprecher von „Pro Asyl“ wies darauf hin, dass Ganjeh im Iran mit einer sofortigen Inhaftierung, Folter oder sogar einer Hinrichtung rechnen muss. Neueste Berichte über ähnliche Fälle zeigen, dass in den letzten Monaten mehrere konvertierte Christen im Iran zu langen Haftstrafen verurteilt wurden. Die aktuelle politische Lage verstärkt somit die Bedenken für Ganjeh und ihren Bruder.

Die Zukunft des Geschwisterpaares

Die geplante Abschiebung der beiden Iranianer könnte jedoch in naher Zukunft wieder auf der Tagesordnung stehen. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann äußerte, dass es keinen generellen Anlass für einen Abschiebestopp gebe und dass individuelle Fälle weiterhin bewertet werden sollten. Dies steht im Widerspruch zu einem zuvor geltenden Abschiebestopp für den Iran, der bis Ende 2023 galt, ohne dass eine Verlängerung in Sicht ist.

Die anhaltende Unsicherheit über die rechtliche Situation von Ganjeh und ihrem Bruder lässt starke Sorgen aufkommen. Die Behörden stellen die Gefährdungslage in Frage und zeigen damit ein beunruhigendes Muster des Misstrauens gegenüber Asylsuchenden. Ganjeh selbst hat sich in sozialen Medien über ihre prekäre Lage geäußert und deutlich gemacht, dass die Rückkehr in den Iran für sie lebensbedrohlich wäre. Die bestehenden Zweifel der Behörden könnten jedoch fatale Folgen haben.

Reflektion über Abschiebungen und deren Folgen

Diese Vorfälle am Flughafen München werfen grundlegende Fragen über das Asylsystem und die Behandlung von Flüchtlingen in Deutschland auf. Die Debatte um die Abschiebepraxis und die Glaubwürdigkeit der Asylsuchenden wird weiterhin bestehen, besonders im Hinblick auf die Bedrohung durch das iranische Regime. Es bleibt abzuwarten, welche Entscheidung die Behörden letztendlich treffen werden, jedoch ist die Lage für Ganjeh und ihren Bruder nach wie vor äußerst kritisch.

Hintergrund der Religionsverfolgung im Iran

Die Verfolgung von religiösen Minderheiten im Iran hat historische Wurzeln, die tief in der politischen und religiösen Landschaft des Landes verankert sind. Die islamische Revolution 1979 führte zu einem drastischen Wandel, bei dem das Land unter eine strenge, theokratische Herrschaft gestellt wurde. Christen, Bahá’í und andere religiöse Gruppen sehen sich seither systematischer Diskriminierung ausgesetzt. Die gesetzlich vorgeschriebenen Strafen für Konvertiten, wie auch im Fall von Raha Ganjeh, können von Gefängnisstrafen bis hin zu Folter und sogar Hinrichtungen reichen, was die Gefährdung für Menschen verdeutlicht, die ihren Glauben öffentlich praktizieren oder konvertieren.

Eine aktuelle Studie von Amnesty International hat dokumentiert, dass seit der Revolution Hunderte von Gläubigen inhaftiert wurden und dass das Regime kontinuierlich Maßnahmen ergreift, um den Einfluss anderer Religionen zu verringern. Das rechtliche Framework ermöglicht es den Behörden, willkürlich gegen Andersdenkende vorzugehen und die Menschenrechte der Bürger mit Füßen zu treten. Laut dem Bericht von Amnesty International sind 2022 mehrere Priester und Gemeindemitglieder wegen „Propaganda gegen das Regime“ und „Verbreitung falscher Informationen“ verhaftet worden. Solche Taten verdeutlichen die Bedrohungslage, der sich christliche Konvertiten im Iran ausgesetzt sehen.

Statistische Daten zur Migration und Asyl in Deutschland

Die aktuelle Lage in Deutschland im Hinblick auf Asylanträge, insbesondere aus Iran, ist alarmierend. Im Jahr 2023 stieg die Zahl der Asylanträge aus Iran um 30 % im Vergleich zum Vorjahr. Der Bericht des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) zeigt, dass im ersten Halbjahr 2024 bereits mehr als 12.000 irakische und iranische Staatsangehörige Asyl beantragten. Die Akzeptanzquote für Asylbewerber aus dem Iran liegt bei etwa 30 %, was auf die Schwierigkeiten hinweist, mit denen iranische Flüchtlinge konfrontiert sind, wenn sie ihren Asylantrag stellen, sowie auf die strengen Maßstäbe, die die deutschen Behörden anlegen.

Darüber hinaus zeigen Umfragen der Bertelsmann-Stiftung, dass fast 70 % der Deutschen eine restriktivere Asylpolitik unterstützen, was die Herausforderungen für Schutzsuchende, insbesondere für solche aus repressiven Regimen, weiter verschärft. Diese Statistiken reflektieren nicht nur die gegenwärtige Migrationsdynamik, sondern auch die gesellschaftliche Stimmung gegenüber Flüchtlingen und das politische Klima in Deutschland, das sich zunehmend polarisiert.

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