Die Tate Modern in London präsentiert erstmals seit Jahrzehnten eine umfassende Ausstellung über die Künstlergruppe Blauer Reiter. Die Ausstellung, die bis zum Herbst läuft, umfasst Werke von prominenten Künstlern wie Gabriele Münter, Franz Marc, Wassily Kandinsky und Marianne von Werefkin. Diese Sammlung wird durch einen bedeutenden Austausch mit dem Lenbachhaus in München ermöglicht. Im Gegenzug wurden Werke des englischen Malers William Turner nach München gebracht. Matthias Mühling, Direktor des Lenbachhauses, lobt dieses Projekt als äußerst positiv.
Der Sammlungstausch zwischen München und London bietet nicht nur künstlerische Vielfalt, sondern zeigt auch Wege auf, Ausstellungen nachhaltiger zu gestalten. Traditionell erfordern Ausstellungen zahlreiche Transporte einzelner Leihgaben aus verschiedenen Teilen der Welt. Durch die gebündelte Beförderung der Werke über den Landweg konnte ein Beitrag zur Reduzierung der klimaschädlichen Auswirkungen geleistet werden. Darüber hinaus konnten die Museen von den jeweiligen Fachkenntnissen und Ressourcen des anderen profitieren, was ebenfalls zur Nachhaltigkeit beiträgt.
Der Blaue Reiter war eine wegweisende internationale Künstlergruppe des frühen 20. Jahrhunderts, die zur Klassischen Moderne zählt. Die Ausstellung in London beleuchtet, wie diese Gruppe damals gesellschaftliche Konventionen, Kunstbegriffe und Geschlechterrollen herausforderte. Ein Werk von Gabriele Münter mit dem Titel „Kandinsky und Erma Bossi am Tisch“ wird beispielsweise als frühes Beispiel für „Mansplaining“ interpretiert, bei dem Männer ungefragt Frauen Dinge erklären, die diese bereits wissen.
Das Lenbachhaus in München beherbergt die weltweit größte Sammlung des Blauen Reiters und hat bereits zuvor erfolgreich Sammlungstausche mit anderen Ländern wie Japan und den Niederlanden durchgeführt. Interessierte Besucher können im Lenbachhaus zudem die aktuelle Ausstellung „Der Blaue Reiter. Eine neue Sprache“ besuchen, um weitere Einblicke in diese bedeutende Künstlergruppe zu erhalten.