In Trostberg, Bayern, eine Diskussion über die akzeptable Frisur bei Schuhplattlern entfachte, als die Familie Heigermoser aus dem örtlichen Trachtenverein austrat, nachdem ihre Söhne wegen ihrer langen Haare kritisiert wurden. Die Eltern, langjährige Mitglieder und engagierte Vereinsmitglieder, sahen den Ausschluss als Reaktion auf die konservative Haltung des Vereins. Evi Heigermoser betonte, dass Tradition respektiert, aber Ausgrenzung nicht toleriert werden sollte. Die Debatte wirft Fragen auf, ob Brauchtum starr sein muss oder mit der Zeit gehen kann.
Unterschiedliche Meinungen prallen hier aufeinander. Während einige die Haartracht als wesentlichen Bestandteil der Tracht betrachten, argumentiert Alexander Karl Wandinger, Trachtenfachberater des Bezirks Oberbayern, dass mit dem Wandel der Zeit auch Brauchtum neue Verhandlungen erfordert. Er betont die Bedeutung von Toleranz und Offenheit in der Tradition. Michael Hauser, Vorstand des Gauverbands I, hingegen sieht in der Einhaltung der Tradition die Identität und Bekanntheit der Trachten in der Öffentlichkeit gewahrt.
Der Konflikt verdeutlicht, dass Regeln in Trachtenvereinen notwendig sind, aber auch Raum für Veränderungen bieten sollten, um die Kultur lebendig zu erhalten. Die Familie Heigermoser plädierte für ein offeneres Verständnis innerhalb des Vereins, doch konnten keine Einigung erzielen. Langhaarige Männern werden punktemäßig benachteiligt, was zu Frustrationen und letztendlich zum Austritt aus dem Verein führte. Die Diskussion um die Frisur bei Schuhplattlern spiegelt eine tiefere Frage wider: Wie soll Tradition gelebt und weiterentwickelt werden, um zeitgemäß zu bleiben?
Karl-Heinz Knoll, Präsident des Festrings München, äußerte Verständnis für die Langhaarigen und warnte davor, potenziellen Nachwuchs durch restriktive Regeln zu vergraulen. Er betonte die historische Vielfalt in Bezug auf Männerfrisuren und plädierte für mehr persönliche Freiheit in der Ausübung des Brauchtums. Die Diskussion verdeutlicht, dass der Umgang mit Tradition und Wandel ein zentrales Thema in der bayerischen Kultur bleibt, das weiterhin leidenschaftlich diskutiert wird.